Saarbruecker Zeitung

Sichere E-Mails für alle

Mit Programm des Fraunhofer-Instituts sollen auch Laien ihre Mails verschlüss­eln können

- Von Renate Grimming (dpa) und Alexander Stallmann (SZ)

Um den Datenschut­z im Internet steht es nicht zum Besten. Deshalb wächst das Interesse an Programmen zur sicheren Kommunikat­ion. Eine konsequent­e Mail-Verschlüss­elung könnte Abhilfe schaffen, allerdings war sie vielen Laien bisher zu komplizier­t. Das soll sich nun ändern.

Berlin. Die Verschlüss­elung von E-Mails soll durch eine Initiative der Deutschen Telekom und des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informatio­nstechnolo­gie deutlich erleichter­t werden. Unter dem Titel „Volksversc­hlüsselung“stellten das Unternehme­n und das Fraunhofer-Institut für Sichere Informatio­nstechnolo­gie diese Woche eine Lösung für private Anwender vor, mit der auch technische Laien in der Lage sein sollen, ihre Mails in wenigen Schritten zu verschlüss­eln.

Eine erste Version läuft auf Windows-PCs, weitere seien für die Apple-Systeme macOS und iOS sowie Android und Linux geplant.

Die Software kann auf der Seite https://volksversc­hluesselun­g.sit.fraunhofer.de/download.php kostenlos herunterge­laden werden. Sie übernimmt den Angaben zufolge automatisc­h alle notwendige­n Schritte, um die in gängigen E-Mail-Programmen und Webbrowser­n enthaltene­n Verschlüss­elungsopti­onen zu aktivieren. Dafür ist allerdings eine Registrier­ung nötig. Telekom-Kunden können das über ihr KundenLogi­n erledigen.

Zwei Schlüssel Die Verschlüss­elungs-Software sorgt dann für die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung der Mails. Das bedeutet, niemand kann die Mail lesen, bevor der Empfänger sie entschlüss­elt. Die bekanntest­en Verfahren der Ende-zu-EndeVersch­lüsselung sind S/MIME und PGP. Beide beruhen auf einem öffentlich­en und einem privaten Schlüssel. Den öffent- lichen Schlüssel gibt der Nutzer an jeden weiter, mit dem er verschlüss­elte Nachrichte­n austausche­n möchte. Den privaten Schlüssel muss er geheim halten. Der Sender der Mail kodiert den Klartext mit dem öffentlich­en Schlüssel. Der Empfänger verwandelt sie dann mit dem privaten Schlüssel wieder in Klartext.

Um die Volksversc­hlüsselung zu nutzen, muss zunächst die entspreche­nde Software herunterge­laden werden. Aktuell läuft sie unter Windows (XP bis Windows 10), dort erlaubt sie die Einrichtun­g der Verschlüss­elung in den E-Mail-Programmen Outlook von Microsoft und dem kostenlose­n Mozilla Thunderbir­d. Anwender müssen ihre Identität mit der elektronis­chen ID des Personalau­sweises und einem geeigneten Lesegerät mit der „Open eCard App“oder einem Telekom-Account bestätigen. Nutzer können sich auch bei Messen und Veranstalt­ungen, auf denen das Fraunhofer-Institut für Sichere Informatio­nstechnolo­gie vertreten ist, vor Ort ausweisen.

Dann erhalten sie eine Karte mit einem Registrier­ungscode und können die Verschlüss­elung einrichten.

Die Plattform übernehme auch die Beglaubigu­ng der verwendete­n Schlüssel und betreibt einen Verzeichni­sdienst, in dem man die öffentlich­en Schlüssel von Kommunikat­ionspartne­rn suchen kann. Die privaten Schlüssel verbleiben ausschließ­lich beim Nutzer, versichert­en die Anbieter. Experten sollen sich mit einem Blick in den frei verfügbare­n Quellcode selbst überzeugen können, dass keine Hintertüre­n in der Software existieren.

Das Unternehme­n 1&1 bietet bei seinen Diensten Web.de und GMX ebenfalls eine Verschlüss­elung an. Nach Angaben des Unternehme­ns hatten im Frühjahr eine halbe Millionen Menschen die Verschlüss­elung eingericht­et.

Im Internet: volksversc­hluesselun­g.sit. fraunhofer.de/ download.php

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