Mit Witz und Tiefe
Neu im Kino: „Nur wir drei gemeinsam“von Kheiron
„Nur wir drei gemeinsam“handelt von der Flucht einer Familie von Teheran nach Paris. Mit viel schwarzem Humor erzählt der Franzose Kheiron darin die Lebensgeschichte seiner Eltern.
Im Teheran der 70er Jahre träumt Hibat von einer Demokratie im Iran. Er schließt sich den Protesten an, die zur Absetzung von Schah Mohammed Reza Pahlavi und dem Ende der Monarchie führen.
Doch was danach kommt, ist nicht viel besser. Mit Mut und Entschlossenheit setzt Hibat seinen Kampf gegen die Herrschaft des spirituellen Führers Ajatollah Chomeini fort. Als die Situation jedoch für den jungen Vater und seine Frau zu gefährlich wird, beschließen beide, mit ihrem Baby nach Frankreich zu fliehen.
In „Nur wir drei zusammen“ erzählt der Franzose Kheiron die Lebensgeschichte seiner Eltern. Dabei glaubt man zu Beginn eher an ein Märchen, wenn Kheiron mit einer Rückblende einsetzt, um die iranische Kindheit seines Vaters zu erzählen oder den Schah als einen vertrottelten Monarchen darstellt.
Mit viel schwarzem Humor und Witz schildert der 33-Jährige den politischen Widerstand von Hibat, die Zeit im Gefängnis und die Flucht mit seiner jungen Frau Fereshteh und dem Kind. Im Auto und auf Pferden führt die Reise durch die Türkei bis nach Frankreich und Paris. In einem Vorort der französischen Hauptstadt wagen die drei einen Neustart.
Als Krankenschwester erteilt Fereshteh muslimischen Frauen Aufklärungsunterricht, und Hibat findet als Sozialarbeiter in einem Jugendzentrum Arbeit. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelingt es ihm, die teilweise arbeitslosen und kriminellen Jugendlichen zu motivieren und zu vereinen. In dem Film führt der Komiker und Schauspieler Kheiron („Große Jungs - Forever Young“) erstmals Regie. Die Hauptrolle seines Vaters spielt er dabei selber.
Fluchtgeschichten sind dramatisch und gehören heute mehr denn je zum Alltag des 21. Jahrhunderts. Selten hat es ein Filmemacher jedoch gewagt, ein solches Drama mit so viel Witz zu erzählen. Der Tiefgründigkeit des Films schadet der GuteLaune-Ton dabei nicht.
Frankreich 2015, 102 Min., Camera Zwo (Sb); Regie und Buch: Kheiron; Kamera: Jean-Francois Hensgens; Darsteller: Kheiron, Leila Bekhti, Gérard Darmon, Zabou Breitman. Der erfolgreiche Autor Jake Davis (Russell Crowe) verursacht im Zuge eines Ehestreits einen Autounfall, bei dem seine Frau ums Leben kommt. Seitdem leidet der Witwer unter schweren Depressionen und epileptischen Anfällen, die ihn schließlich zu einem siebenmonatigen Klinikaufenthalt zwingen.
Die kleine Tochter Katie (Kylie Rogers) wird zur trunksüchtigen Schwägerin Elisabeth (Diane Kruger) und deren stinkreichen Mann William (Bruce Greenwood) verbracht. Als Jake aus der Klinik entlassen wird, wollen die temporären Pflegeeltern das Mädchen adoptieren und versuchen das Sorgerecht gerichtlich zu erstreiten.
Auf einer zweiten Zeitebene erzählt Gabriele Muccones „Väter und Töchter“25 Jahre später von der erwachsenen Katie (Amanda Seyfried), die ihre innere Leere mit kurzlebigen Affären zu füllen versucht. Als sie den jungen Schriftsteller Cameron (Aaron Paul) kennenlernt, beginnt Katie allmählich ihre Bindungsängste zu überwinden.
Anders als im echten Leben wird die Bewältigung traumatischer Erlebnisse im Kino in dramaturgisch geordneten Bahnen ausgetragen und in einem Happy End aufgelöst. Die Figuren werden zwar in ihrer tiefen Verunsicherung gezeigt, aber die Erzählkonventionen sorgen dafür, dass diese Verunsicherung nicht auf das Publikum übergreift. „Väter und Töchter“ist geradezu ein Paradebeispiel für ein solches Feel-Bad- Good-Movie. Trotz seines hervorragenden Schauspielerpooles; neben Crowe und Seyfried sind auch noch Jane Fonda und Octavia Spencer in Nebenrollen zu sehen, kommt diese vermeintlich seelentiefe Studie doch nie über das kleine Einmaleins der Küchenpsychologie hinaus.
Besonders unangenehm stoßen die moralisierenden Geschlechterzuschreibungen auf, die im promisken Lebenswandel einer Frau zwangsläufig eine psychische Störung entdecken, Weisheiten wie „Männer können ohne Liebe überleben, aber nicht wir Frauen“zum Besten gegeben und damit zeigen, dass hinter den vermeintlich großen Emotionen dieses Familiendramas triviale Kleingeisterei regiert. (USA/Italien 2015, 116 Min., Regie: Gabriele Muccino; Buch: Brad Desch) Jake Davis (Russell Crowe) kämpft um das Sorgerecht für seine Tochter Katie (Kylie Rogers).