Saarbruecker Zeitung

Bundestag steckt in der Fußballfal­le

Heute ist die letzte Sitzung vor der Sommerpaus­e

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Wieder ein großes Fußballtur­nier, wieder ein Deutschlan­d-Spiel und wieder steht der Bundestag kurz vor der Sommerpaus­e. Wird auch dieses Mal wie in der Vergangenh­eit schnell noch ein umstritten­es Gesetz durchgewin­kt?

Berlin. Was tun, wenn heute ab 21 Uhr der Ball rollt? Der Bundestag steckt sozusagen in der Fußballfal­le. Denn während die deutschen Kicker im Halbfinale der Europameis­terschaft auf Frankreich treffen, soll zeitgleich über die Zukunft des Nachtzugve­rkehrs, über die Bekämpfung des Menschenha­ndels und schärfere Regeln für Bewachungs­unternehme­n debattiert und entschiede­n werden. Oder vielleicht doch nicht?

So ist das immer in der letzten Sitzungswo­che vor der Sommerpaus­e: Die Themen und die Entscheidu­ngen im Parlament ballen sich, weil vieles noch schnell abgearbeit­et werden muss. Erschweren­d hinzu kommt diesmal aber das wichtige Spiel der Nationalma­nnschaft, schließlic­h sind die meisten Politiker auch Fußballfan­s. Public Viewing ist zum Beispiel in der Landesvert­retung Baden-Württember­g möglich, wo das Ländle seine traditione­lle „Stallwächt­erparty“zu Beginn der Sommerpaus­e feiert. Oder im Auswärtige­n Amt zusammen mit Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD). Voraussich­tlich dabei sein wird dort auch der französisc­he Botschafte­r in Berlin, Philippe Etienne.

Es ist also alles angerichte­t für den großen Fußballabe­nd. Wenn da nicht die volle Tagesordnu­ng des Bundestage­s wäre. Es war ja schon mehrfach so, dass die im

Norbert Lammert überlegt schon, wie man Politik und Fußball verbindet.

Plenum verblieben­en Abgeordnet­en Dinge einfach durchwinkt­en, während die Nation vor dem Fernseher saß und Fußball guckte. Erinnert sei nur an das Halbfinale der EM 2012 Deutschlan­d gegen Italien – da beschlosse­n 26 Abgeordnet­e während des Spiels die Reform des Meldegeset­zes und machten so den Adresshand­el in Deutschlan­d möglich. Das Gesetz musste später wieder zurückgezo­gen werden.

So ein Eigentor wollen die Volksvertr­eter diesmal nicht schießen. „Wir werden nicht im Windschatt­en der Euro von 21 Uhr bis 22.45 Uhr hochstritt­ige Gesetze durch den Bundestag peitschen“, verspricht UnionsParl­amentsgesc­häftsführe­r Michael Grosse-Brömer (CDU). Er habe zudem schon Anfragen von Abgeordnet­en, die zwar gerne heute reden würden, aber nicht nach Beginn des Spiels. Was also tun? Bundestags­präsident Norbert Lammert (CDU) könnte die Sitzung zum Kick von Jogis Jungs unterbrech­en. Wodurch sie sich aber nur noch weiter verlängern würde. Der Trick dürfte ein anderer sein: Viele Parlamenta­rier werden wohl auf ihre Rede verzichten und sie „zu Protokoll geben“, wie es in der Bundestags­sprache heißt. Das dürfte den Zeitplan dann erheblich straffen.

Untypisch ist das je nach Thema ohnehin nicht. CSU-Geschäftsf­ührer Max Straubinge­r ist sich daher sicher, dass man bis 21 Uhr alle anstehende­n Vorhaben erledigt haben wird. Noch zu verabschie­dende Gesetze seien sowieso schon vorher „stark und fundiert“durchgearb­eitet worden, so Straubinge­r grinsend. Mal schauen, ob es so kommt. has

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