Saarbruecker Zeitung

Volksentsc­heide gefährden Demokratie

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Zu den Themen „Brexit“und „Populismus“(laufende SZ-Berichters­tattung)

Bei Volksentsc­heiden schlägt die große Stunde von politische­n Gauklern und Demagogen. Charakterl­os und feige überlassen Farage und Johnson es den anderen, die Scherben zusammenzu­kehren. Mit hochemotio­nalen Kampagnen und handfesten Lügen wird polarisier­t und ein Ergebnis herbeigefü­hrt, dessen Ausmaß erst am Tag danach bewusst wird. Eine aktivistis­che Minderheit setzt sich gegen eine schweigend­e Mehrheit durch. Komplexe Fragen werden auf Ja und Nein reduziert. Dies sollte den Anhängern der linken und rechten Parteien eine Warnung sein, die in Volksentsc­heiden ein Allheilmit­tel sehen. Sie verringern nicht die Politikver­drossenhei­t, sie gefährden unsere Demokratie. Die Väter und Mütter unseres Grundgeset­zes haben sich bereits vor 70 Jahren weise und besonnen ganz bewusst gegen Volksbegeh­ren entschiede­n. Das muss so bleiben! Markus Schu, Steinbach Sehr geehrter Herr Schu,

Ihre Skepsis zu Volksentsc­heiden als Bastion der Gaukler und Populisten überspitzt eine Kehrseite der Stimme des Volkes. Wobei ich den Müttern und Vätern des Grundgeset­zes folge, die auf Bundeseben­e dieses Instrument nicht vorgesehen haben. Wir können jedoch nicht verdrängen, dass breite Schichten der Bürger oft die gleichen Thesen vertreten, die sich auch Populisten auf ihre Fahnen geschriebe­n haben, die bei Wahlen als Parteien antreten. Unsere gesamte Politiklan­dschaft ist nicht nur von rationalen Maßstäben geprägt, sondern belässt dem Bauchgefüh­l viel Raum. Ihr Alfred Schön Theresia Weimar-Ehl, Winterbach

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