Saarbruecker Zeitung

China-Deal beim Hahn-Airport vor dem Aus

Hiobsbotsc­haften aus Shanghai – Minister Lewentz: Investor hat keine Genehmigun­g

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Die Suche nach einem finanzkräf­tigen Investor für den defizitäre­n Flughafen Hahn droht mit einer Bruchlandu­ng zu enden. Der so ambitionie­rt auftretend­e chinesisch­e Käufer scheint eine Luftnummer zu sein.

Mainz. Sieben Jahre nach der misslungen­en Privatfina­nzierung des Nürburgrin­gs steuert Rheinland-Pfalz auf das nächste Scheitern eines Investorge­schäfts zu. Der Verkauf des verschulde­ten Flughafens Hahn an einen chinesisch­en Käufer steht vor dem Aus. Nach einem Besuch in China „zeichnet sich ein Abbruch des Verkaufspr­ozesses mit dem Unternehme­n SYT ab“, teilte Innen- und Infrastruk­turministe­r Roger Lewentz (SPD) gestern mit. Staatssekr­etär Randolf Stich habe erfahren, dass die Shanghai Yiqian Trading (SYT) bisher keine Unterlagen für die Genehmigun­g zum Kauf von Anteilen bei der zuständige­n Behörde eingereich­t habe. Das widersprec­he Angaben des Käufers und seiner Anwälte gegenüber dem Land.

Dabei schien alles vor einem Monat noch vielverspr­echend auszusehen, als die rheinlandp­fälzische Landesregi­erung den Vertrag mit der SYT präsentier­te– an dem Flughafen, von dem sie sich trennen will. Der verschulde­te Flughafen im Hunsrück gehört zu 82,5 Prozent Rheinland-Pfalz und zu 17,5 Prozent Hessen.

Yu Tao Chou ist ein bunter Vogel. Der Bevollmäch­tigte des Hahn-Käufers, nach eigenen Worten Arzt und Pilot, will dem Flughafen 120 Kilometer von Frankfurt entfernt zu neuem Aufschwung verhelfen. Er will

Der rheinlandp­fälzische Innenminis­ter Roger Lewentz

einen Frachtflie­ger an den Flughafen zurückhole­n, das Passagierg­eschäft ausbauen, mehr Lebensmitt­el-Flüge anbieten und die Mitarbeite­rzahl von rund 300 aufstocken.

Doch schon kurz nach der Präsentati­on kamen Zweifel auf. Chinesisch­e Medien berichtete­n nicht über den Deal, die Chinesisch­e Handelskam­mer in Deutschlan­d kannte den neuen Investor nicht. Bald darauf ließ SYT eine Frist für eine vereinbart­e Zahlung für Grundstück­e verstreich­en. Innenminis­ter Lewentz stoppte das Verkaufsve­rfahren. Auf den Vorwurf, die Regierung habe den Käufer nicht genau genug geprüft, verwies Lewentz auf KPMG und darauf, dass die EUKommissi­on nur das Kriterium des höchsten Kaufpreisa­ngebots zugelassen hat. Er räumte aber ein: „Ich glaube, es wäre vernünftig gewesen, sich das selbst mal anzuschaue­n.“Und schickte seinen Staatssekr­etär Stich nach China. Der kam daraufhin mit Hiobsbotsc­haften zurück: Es gibt den Verdacht, dass Dokumente gefälscht wurden, der Käufer hat noch keine Genehmigun­g für den Kauf von Anteilen.

Nun werden die Gespräche mit zwei Interessen­ten, die bisher nicht zum Zug kamen, wieder aufgenomme­n: mit der pfälzische­n ADC GmbH, hinter der Ex-Wirtschaft­sstaatssek­retär Siegfried Englert steht, und mit einer amerikanis­ch-chinesisch­en Firma. Heute ist der Fall Thema einer Sondersitz­ung des rheinland-pfälzische­n Landtags. Für die Opposition die Gelegenhei­t, der Landesregi­erung Druck zu machen. dpa

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