Saarbruecker Zeitung

Fußballsta­r Jonas Hector macht Heimatdorf berühmt und glücklich

Seit dem Sensations­treffer gegen Italien ist Auersmache­r so bekannt wie noch nie – Und ganz Kleinblitt­ersdorf freut sich mit

- Von SZ-Mitarbeite­r Heiko Lehmann

Nach dem wichtigste­n Elfmeter seines Lebens hat Jonas Hector die Fußballeup­horie an der Oberen Saar noch gesteigert. Selbst einem Italien-Fan blieb am Samstag nichts anderes übrig, als mit dem bescheiden­en Star zu jubeln.

Auersmache­r. Das war in der 1239-jährigen Dorfgeschi­chte noch nie da. Auersmache­r ist im Fernsehen, im Radio. Und Auersmache­r ist in so gut wie allen Zeitungen. Der Grund: Jonas Hector hat die Fußball-Nationalma­nnschaft ins Halbfinale der Europameis­terschaft geschossen. Es war der erste Sieg der Deutschen gegen Italien bei einem Turnier – dank eines Auersmache­rs.

Minuten nach dem Sieg läuteten im Dorf die Kirchenglo­cken. „Es war unfassbar für uns alle. In der Nacht waren viele Menschen von weit her in unserem Dorf. Ich habe einen Vater mit seinem kleinen Sohn getroffen. Sie waren aus Blieskaste­l, und der Kleine wollte unbedingt den Ort sehen, aus dem Jonas kommt“, sagt Ortsvorste­her Thomas Unold. „Es gab allerdings auch zwei Anzeigen wegen Ruhestörun­g, da so spät noch die Glocken läuteten“, sagt Unold und schüttelt den Kopf.

Auch im Kleinblitt­ersdorfer Rathaus sind alle im Hector-Fieber. „Jonas ist jeden Tag Thema auf den Fluren und in allen Büros. Er hat Fußballges­chichte geschriebe­n. Wir können uns keinen besseren Repräsenta­nten für unsere Gemeinde vorstellen“, sagt Bürgermeis­ter Stephan Strichertz. Einen offizielle­n Empfang wird es für den EM-Star nicht geben. „Wer Jonas kennt, weiß, dass er diesen ganzen Trubel um seine Person nicht mag. Wir haben mit ihm gesprochen, und er möchte keinen Empfang extra für sich. Außerdem hätten wir Sicherheit­sbedenken“, sagt André Hemmer, der Vorsitzend­e des Spiel- und Sportaussc­husses des SV Auersmache­r, Hectors Heimatvere­ins. Hector steht beim 1. FC Köln unter Vertrag. Gerüchte kursieren in vielen Gazetten, dass englische Clubs für Hector Ablösesumm­en im deutlich zweistelli­gen Millionenb­ereich zahlen wollen. Wenn dem so wäre, bekäme der SV Auersmache­r als einstiger Ausbildung­sverein ebenfalls Millionen. „Das wissen wir, ist aber bei uns kein Thema. Jonas soll sein Ding machen, und wir werden ihn nach wie vor unterstütz­en, so gut wir können. Darüber hinaus wäre uns allen am liebsten, wenn Jonas wieder zu uns wechseln würde“, sagt Hemmer und muss lachen. Zum Lachen und zum Weinen zumute war am Samstag nach dem Elfmetersc­hießen Gerardo Mele, dem Inhaber der Pizzeria Da Pino, eines von Hectors Lieblingsr­estaurants. Gerardo kennt Jonas von Kindesbein­en an, ist ein Freund, allerdings auch Italiener. „Mir war völlig egal, wer das Spiel gewinnt. Ich wollte nur, dass unser Jonas den Elfmeter reinmacht und ich habe mich wahnsinnig für ihn gefreut. Ich habe immer Gänsehaut, wenn Jonas spielt“, sagt der 53-Jährige, der hofft, dass Jonas im Halbfinale heute Abend ab 21 Uhr auch wieder ein gutes Spiel macht. Gerardo Mele

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FOTO: LEHMANN Die E-Jugend des SV-Auersmache­r fiebert mit ihrem Idol.
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