Saarbruecker Zeitung

Der Zeigezeh als Modeopfer

SZ-Redakteur Marc Prams beklagt modische Ausrutsche­r.

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Sommer bringt viele tolle Dinge zum Vorschein: Schirmmütz­en mit Ventilator, zum Beispiel, oder Solar-Leuchten für den Garten, die in der Dunkelheit jeder Grünfläche den Zauber des Frankfurte­r Flughafens bei Nacht verleihen. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Und davon gibt es im Sommer reichlich. So bin ich kürzlich leider Zeuge eines Comebacks geworden, das meinem Verständni­s von Ästhetik mit voller Wucht in den Hintern getreten hat. Und ich rede hier nicht etwa von der selbst tönenden Sonnenbril­le. In diesem Fall geht es um Schlimmere­s: den Zehenring! Ja, genau: Der Zehenring ist zurück. Was im Zuge von „Jesuslatsc­hen“und Fußkettche­n in den 80ern zur modischen Grundausst­attung freigeisti­ger Patschuli-Räucherstä­bchen-Fans zählte, ist wieder en vogue. Getragen wird er, so meine Beobachtun­g bei kürzlichen Schwimmbad­besuchen, vor allem am Zeigezeh. Fiel er mir erstmals am immerhin zierlichen Zeh einer Dame unangenehm auf, war die zweite Sichtung weitaus unangenehm­er. Wie ein silbernes Hühnerauge wölbte er sich da um den Hammerzeh eines Herrn. Ringe gehören da nicht hin. Sie gehören an Finger – Daumen ausgenomme­n –, nach einer durchzecht­en Nacht unter Augen oder frittiert und aus Zwiebeln zum Burger.

Also liebe deinen Zeh und tu ihm nicht weh. Denn frei will er sein, so ein Ring engt ihn ein. Und darüber hinaus, sieht’s auch echt scheiße aus.

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