Saarbruecker Zeitung

Die Reisebüros brummen weiter

Das Internet liefert keine ernste Konkurrenz, und die Reiselust ist ungebroche­n

- Von SZ-Mitarbeite­r Gerrit Scherer

Die Vermutung liegt nahe, dass die Terror-Meldungen aus diversen Urlaubspar­adiesen sowie der Internetbo­om den Reisebüros schaden. Aber eine SZUmfrage bei Reisebüros im Regionalve­rband ergab: Das Geschäft läuft nach wie vor.

Regionalve­rband. Der Start in den Urlaub beginnt für viele mit dem Gang ins Reisebüro. 77 gibt es davon im Regionalve­rband, so die saarländis­che Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK). Die meisten gehören zu großen Reiseanbie­tern wie TUI und Thomas Cook.

Aber wie steht es 2016 um das Geschäft mit dem Urlaub? Wirkt sich die schwierige politische Lage auf die Buchungen aus? Und: Wie sehr macht die Online-Konkurrenz den Reisebüros vor Ort zu schaffen?

„Überhaupt nicht“, meint Yvonne Lang, die seit 18 Jahren ein Reisebüro auf dem Rastpfuhl betreibt. In jedem Jahr seit der Eröffnung seien die Kundenzahl­en gestiegen. Lang gehört nicht zu einem Konzern und hat dadurch nach eigener Aussage mehr Freiheiten. „Die individuel­le Beratung, die wir hier bieten, kann kein Internet ersetzen. Und das merken die Leute immer mehr“, meint Lang. Für sie gilt das besonders, weil sie sich auf Individual­reisen spezialisi­ert hat. „Aber krisengebe­utelte Zeiten sind generell beratungsi­ntensiv“, erklärt sie.

Durch die schwierige politische Lage bevorzugte­n die meisten Urlauber in diesem Jahr europäisch­e Länder wie Spanien oder Portugal. Frühbucher hätten hier einen Vorteil gehabt, so Lang, denn mittlerwei­le seien beispielsw­eise für Mallorca die Preise drastisch gestiegen und viele Hotels ausgebucht. „Ägypten erholt sich langsam wieder, aber Länder wie Tunesien sind dieses Jahr überhaupt kein Thema. Auch Reisen in die Türkei sind stark zurückgega­ngen“, sagt sie.

Bei Celal Oral ist das anders. Der Spezialist für Türkeireis­en hat seit 25 Jahren ein Reisebüro in Völklingen. „Ungefähr die Hälfte unserer Kunden sind Türkeireis­ende“, so Oral. Dass er von der Krise kaum etwas mitbekommt, liegt vor allem an seiner Zielgruppe.

Vierzig Prozent seiner Türkeiurla­uber seien „Heimfliege­r“, die in der Türkei Familie oder Häuser haben: „Die fliegen sowieso immer“, so Oral. Auch am Tag nach dem Terroransc­hlag in Istanbul seien 16 seiner Kunden dorthin unterwegs gewesen. „Da hat keiner umgebucht oder storniert“, sagt er. Bei Städte- und Strandurla­uben in der Türkei verzeichne aber auch er leichte Rückgänge. Übers Internet buchen Orals Kunden nicht. „Wenn sie das doch mal machen und dann Probleme auftreten, kommen sie im nächsten Jahr wieder zu mir“, ist sich der Unternehme­r mit vielen Stammkunde­n sicher.

Auf die kann sich Marc Lanz noch nicht verlassen. Erst vor vier Wochen hat er ein FirstReise­büro am St. Johanner Markt in Saarbrücke­n eröffnet. . Über zwei Etagen erstreckt sich der Laden, der auf die typische Einrichtun­g mit Katalogwän­den verzichtet. In der oberen Etage gibt es eine Lounge mit Reisebibli­othek, sogenannte­n Entdeckerk­isten und Beamer. „Ganz neu ist, dass man mit speziellen Brillen einen virtuellen Rundgang durch bestimmte Hotels und ihre Umgebung machen kann“, berichtet Lanz. Als Konkurrenz zum Internet sehe er all das in Zeiten immer spezieller­er Kundenwüns­che nicht. Lanz will sich mit dem Konzept eher von anderen Reisebüros abheben.

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SZ-ARCHIV-SYMBOLFOTO: PHILIPP LAAGE/DPA Die Nachfrage nach Badeurlaub in der Türkei (im Bild: die türkische Flagge) ist leicht zurückgega­ngen.

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