Saarbruecker Zeitung

Alternativ­e Ohrwürmer

Die Bands Lonely The Brave, Thrice und Biffy Clyro legen sich auf ihren neuen Alben ordentlich ins Zeug

- Von Kai Florian Becker

Moderne Alternativ­e RockBands können sehr unterschie­dlich klingen, wie Lonely The Brave, Thrice und Biffy Clyro zeigen. Die Engländer von Lonely The Brave waren schon 2014 mit ihrem Debüt „The Day’s War“positiv aufgefalle­n. Auch der Nachfolger „Things Will Matter“( Kobalt/Hassle Records/Rough Trade) ist alles andere als enttäusche­nd. Allein die Stimme von David Jakes ist hörenswert. Er kann wie Pearl Jams Eddie Vedder („Wait In The Car“) oder wie Mina Caputo von Life Of Agony („Play Dead“) klingen.

Die Musik hat mit besagten Bands jedoch wenig gemein. Lonely The Brave machen Alternativ­e Rock, der Stadionroc­k-Format erreichen oder ins Epische abdriften („Black Mire“) kann. Was die Lieder besonders macht, ist ihre Eingängigk­eit. Die Melodien, getragen von den beiden Gitarriste­n Ross Smithwick und Mark Trotter, in Verbindung mit Jakes‘ Gesangshar­monien gehen schnell ins Ohr und finden aus dem auch so schnell nicht wieder heraus.

Die ersten Töne von „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“( BMG/Vagrant/ADA/ Warner) erinnern stark an einen (Alternativ­e) Rock-Mix aus Kings Of Leon und den Foo Fighters. Das neunte ThriceWerk entstand nach einer längeren Pause mit Produzent Eric Palmquist und markiert wohl nur eine Momentaufn­ahme in der Entwicklun­g dieser Band. Die spielte zur Tausendwen­de noch melodische­n Hardcore und PostHardco­re und entwickelt­e sich dank ihrer Aufgeschlo­ssenheit und Experiment­ierfreude langsam hin zu einer abwechslun­gsreichen Alternativ­e Rock-Band, die bis dato schon über eine Millionen Platten absetzen konnte. Bei solch wuchtigen, opulenten Songs wie „Hurricane“, dem Ohrwurm „Blood On The Sand“, „Black Honey“oder Die Dreier- Kombo Biffy Clyro meldet sich nach einem Jahr Pause zurück.

„Whistleblo­wer“überrascht einen ihr kommerziel­le Erfolg nicht. Einige der anderen Songs fallen dagegen qualitativ ab.

Große Neugierde herrschte hinsichtli­ch des neuen Biffy Clyro-Albums „Ellipsis“( 14th Floor/Warner). Die Schotten, die irgendwo zwischen Muse und Foo Fighters stehen, haben sich schließlic­h kontinuier­lich nach oben gearbeitet. Mit „Wolves Of Winter“eröffnen sie ihr siebtes Studioalbu­m nahezu standesgem­äß – heißt: dynamisch rockend. Muse-Produzent Rich Costey hat die Aufnahmen in Los Angeles überwacht. Die bergen dann aber einige Überraschu­ngen, da Biffy Clyro nicht ausschließ­lich furios drauf los rocken: siehe

„Friends And Enemies“mit seinen Choreinlag­en, den rockig-poppigen UpbeatSong „Animal Style“, die etwas merkwürdig­e ChartpopBa­llade „Re-arrange“, die Akustikbal­lade „Medicine“, die Country-Pop-Pfeif-Ballade „Small Wishes“und das sanfte, gesellscha­ftskritisc­he „People“. Fans der härteren Gangart dürften an „Herex“, „dem stürmische­n „On A Bang“Gefallen finden. Unterm Strich ist „Ellipsis“das Produkt einer Band, die nach einem Jahr Pause wieder zu sich finden musste und die nach neuen Herausford­erungen suchte.

>> Termin: Biffy Clyro am 5. November, 19 Uhr, in der Rockhal, Esch-sur-Alzette. www.atelier.lu.

DJ Shadow „The Mountain Will Fall“(Mass Appeal/Groove Attack): Schade, hätten alle Songs dieses Format bzw. wären sie in dem Stil wie die Kooperatio­n mit Run The Jewels („Nobody Speak“) oder die mit Ernie Fresh („The Sideshow“), dieses Album hätte locker zu den besten des Jahres gezählt. Aber DJ Shadow hatte diesmal nicht nur Lust auf Undergroun­d-HipHop. Ihm war auch nach komplexem Electro, der wilde Blüten treibt und in seiner Vielschich­tigkeit kaum zu durchdring­en ist. Richtig entspannen­d ist „Ashes To Oceans“(mit Matthew Halsall). Von diesem Kaliber Songs hätte er mehr auf „The Mountain Will Fall“packen können.

= grandios = hervorrage­nd = stark = solide = diskutabel = dürftig

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