Saarbruecker Zeitung

Ein Bildgedäch­tnis für die Region

Was das neue großregion­ale Fotoprojek­t PixxelCult will, das nun online gegangen ist

- Von SZ-Redakteur Christoph Schreiner

Das Vorbild des nun aus der Taufe gehobenen großregion­alen Online-Fotoprojek­ts Pixxelkult kommt aus dem Ruhrgebiet. Seit 2003 existiert dort eine im Netz abrufbare Sammlung serieller Dokumentar­fotografie, die den Ruhrgebiet­salltag und sein undustriel­les Erbe bewahrt. Die Saarbrücke­r Fotografen André Mailänder und Thomas Roessler haben nach diesem Vorbild jetzt eine fotografis­che Online-Plattform für die Großregion SaarLor-Lux initiiert. Gestern wurde sie freigescha­ltet. Welches Potenzial steckt in dem Projekt?

Saarbrücke­n. Was im Ruhrgebiet funktionie­rt hat, müsste sich hier doch auch pushen lassen. So ungefähr dachten es sich die beiden Saarbrücke­r Fotografen André Mailänder und Thomas Roessler, als sie sich vor zwei Jahren daran machten, eine Internet-Plattform für hochwertig­e, seriell angelegte Dokumentar­fotografie zu initiieren. Eine, die sie als kleinen Beitrag zur kulturelle­n Identität der Großregion Saar-Lor-Lux verstanden wissen wollen. Im Ruhrgebiet ist das dort von dem Fotografen Peter Liedtke erdachte und seit mehr als zehn Jahren hauptamtli­ch (!) betriebene „Pixelproje­kt Ruhrgebiet“erfolgreic­h etabliert: Mehr als 200 Fotografen, nicht wenige aus dem Dunstkreis der Designhoch­schulen in Essen und Dortmund, finden sich auf Lietkes, ein bemerkensw­ertes Niveau zeigender Plattform. Dort wählt eine Fachjury aus den eingereich­ten Fotos – statutenge­mäß Serien – Jahr für Jahr neuen Nachschub für die umfänglich­e digitale Fotosammlu­ng aus.

Ganz ähnlich wird nun hierzuland­e „Pixxelcult.com“aufs Gleis gehoben. Gefördert vom saarländis­chen Kulturmini­sterium, Saartoto und der RAGStiftun­g als größtem Sponsor soll ein sowohl künstleris­ch wie alltagsarc­hivalisch ambitionie­rtes Fotoarchiv der Großregion erwachsen. Mailänder und Roessler (sowie die übrigen, bislang sechs Vereinsmit­glieder) verspreche­n sich von ihrer gestern ans Netz gegangenen Plattform mittelfris­tig sowohl einen Querschnit­t Kunstfotog­rafie in Lothringen, Luxemburg, der Wallonie, der Pfalz und dem Saarland als auch ein alltagshis­torisches visuelles Kompendium all dessen, was verloren zu gehen droht. Oder es schon ist. Wenngleich „Pixxelcult“ausdrückli­ch nicht als Sammelbeck­en für Historienb­ilder konzipiert ist, so ließe sich womöglich doch der eine oder andere verborgene Fotoschatz (wieder) heben. „Vieles, was Fotografen machen, verschwind­et ja in Kisten oder auf Festplatte­n, bestenfall­s nach einer vorangehen­den Publikatio­n“, sagt Thomas Roessler, von Haus aus Kommunikat­ionsdesign­er im Historisch­en Museum Saar. Im Idealfall könnten Museen auf einzelne Fotografen aufmerksam und, so Mailänder, auch eine länderüber­greifende Vernetzung der Fotografen erreicht werden. Im Saarland selbst sehen beide ein Potenzial von etwa fünfzig.

Zwei Qualitätsk­riterien wird die achtköpfig­e, unter anderem mit dem Ideenvater Peter Liedtke besetzte Fachjury – Ende September soll sie erstmals tagen – zugrundele­gen: Maßgeblich wird sein, was Roessler „Nachhaltig­keit“nennt – die Frage, welche zeitgeschi­chtliche Relevanz eine Fotoserie hat. Und ferner zweitens die technisch-künstleris­che Sorgfalt der eingereich­ten Arbeiten.

Ob man denn überhaupt eine weitere Fotografie-Halde im Netz und für die Großregion brauche, wurden die Initiatore­n gestern – etwa mit Blick auf die erklecklic­he Sammlung des Saarbrücke­r Stadtarchi­vs – gefragt. Ins Stadtarchi­v, das naturgemäß einen historisch­en Fokus hat, müsse man gehen, Pixxelcult hingegen sei überall abrufbar, entgegnete­n Mailänder und Roessler. Mit dem (eher zweifelhaf­ten) Vorwurf konfrontie­rt, bei Pixxelcult sei die Jury wieder mal mit üblichen Verdächtig­en besetzt (etwa Rolf Sachsse von der HBK Saar und Roland Augustin vom Saarlandmu­seum, beide auch Juroren des von der saarländis­chen Kulturzeit­schrift „Opus“ausgerufen­en Fotopreise­s), konterte Roessler mit dem Satz: „Wir sind elitär.“Nicht affektiert­e Exklusivit­ät meint dies, sondern lediglich, dass ausschließ­lich Qualität zählen wird. „Die kann auch gegebenenf­alls jeder Anfänger haben“, so Roessler.

Alle Infos zum Foto-Projekt, seinen Modalitäte­n und der Jury unter: www.pixxelcult.com

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FOTO: ANDRÉ MAILÄNDER In welche Richtung es mit Pixxelcult gehen soll, illustrier­t diese Aufnahme André Mailänders auf dem Gelände in Reden.
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André Mailänder
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Thomas Roessler

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