Ein Bildgedächtnis für die Region
Was das neue großregionale Fotoprojekt PixxelCult will, das nun online gegangen ist
Das Vorbild des nun aus der Taufe gehobenen großregionalen Online-Fotoprojekts Pixxelkult kommt aus dem Ruhrgebiet. Seit 2003 existiert dort eine im Netz abrufbare Sammlung serieller Dokumentarfotografie, die den Ruhrgebietsalltag und sein undustrielles Erbe bewahrt. Die Saarbrücker Fotografen André Mailänder und Thomas Roessler haben nach diesem Vorbild jetzt eine fotografische Online-Plattform für die Großregion SaarLor-Lux initiiert. Gestern wurde sie freigeschaltet. Welches Potenzial steckt in dem Projekt?
Saarbrücken. Was im Ruhrgebiet funktioniert hat, müsste sich hier doch auch pushen lassen. So ungefähr dachten es sich die beiden Saarbrücker Fotografen André Mailänder und Thomas Roessler, als sie sich vor zwei Jahren daran machten, eine Internet-Plattform für hochwertige, seriell angelegte Dokumentarfotografie zu initiieren. Eine, die sie als kleinen Beitrag zur kulturellen Identität der Großregion Saar-Lor-Lux verstanden wissen wollen. Im Ruhrgebiet ist das dort von dem Fotografen Peter Liedtke erdachte und seit mehr als zehn Jahren hauptamtlich (!) betriebene „Pixelprojekt Ruhrgebiet“erfolgreich etabliert: Mehr als 200 Fotografen, nicht wenige aus dem Dunstkreis der Designhochschulen in Essen und Dortmund, finden sich auf Lietkes, ein bemerkenswertes Niveau zeigender Plattform. Dort wählt eine Fachjury aus den eingereichten Fotos – statutengemäß Serien – Jahr für Jahr neuen Nachschub für die umfängliche digitale Fotosammlung aus.
Ganz ähnlich wird nun hierzulande „Pixxelcult.com“aufs Gleis gehoben. Gefördert vom saarländischen Kulturministerium, Saartoto und der RAGStiftung als größtem Sponsor soll ein sowohl künstlerisch wie alltagsarchivalisch ambitioniertes Fotoarchiv der Großregion erwachsen. Mailänder und Roessler (sowie die übrigen, bislang sechs Vereinsmitglieder) versprechen sich von ihrer gestern ans Netz gegangenen Plattform mittelfristig sowohl einen Querschnitt Kunstfotografie in Lothringen, Luxemburg, der Wallonie, der Pfalz und dem Saarland als auch ein alltagshistorisches visuelles Kompendium all dessen, was verloren zu gehen droht. Oder es schon ist. Wenngleich „Pixxelcult“ausdrücklich nicht als Sammelbecken für Historienbilder konzipiert ist, so ließe sich womöglich doch der eine oder andere verborgene Fotoschatz (wieder) heben. „Vieles, was Fotografen machen, verschwindet ja in Kisten oder auf Festplatten, bestenfalls nach einer vorangehenden Publikation“, sagt Thomas Roessler, von Haus aus Kommunikationsdesigner im Historischen Museum Saar. Im Idealfall könnten Museen auf einzelne Fotografen aufmerksam und, so Mailänder, auch eine länderübergreifende Vernetzung der Fotografen erreicht werden. Im Saarland selbst sehen beide ein Potenzial von etwa fünfzig.
Zwei Qualitätskriterien wird die achtköpfige, unter anderem mit dem Ideenvater Peter Liedtke besetzte Fachjury – Ende September soll sie erstmals tagen – zugrundelegen: Maßgeblich wird sein, was Roessler „Nachhaltigkeit“nennt – die Frage, welche zeitgeschichtliche Relevanz eine Fotoserie hat. Und ferner zweitens die technisch-künstlerische Sorgfalt der eingereichten Arbeiten.
Ob man denn überhaupt eine weitere Fotografie-Halde im Netz und für die Großregion brauche, wurden die Initiatoren gestern – etwa mit Blick auf die erkleckliche Sammlung des Saarbrücker Stadtarchivs – gefragt. Ins Stadtarchiv, das naturgemäß einen historischen Fokus hat, müsse man gehen, Pixxelcult hingegen sei überall abrufbar, entgegneten Mailänder und Roessler. Mit dem (eher zweifelhaften) Vorwurf konfrontiert, bei Pixxelcult sei die Jury wieder mal mit üblichen Verdächtigen besetzt (etwa Rolf Sachsse von der HBK Saar und Roland Augustin vom Saarlandmuseum, beide auch Juroren des von der saarländischen Kulturzeitschrift „Opus“ausgerufenen Fotopreises), konterte Roessler mit dem Satz: „Wir sind elitär.“Nicht affektierte Exklusivität meint dies, sondern lediglich, dass ausschließlich Qualität zählen wird. „Die kann auch gegebenenfalls jeder Anfänger haben“, so Roessler.
Alle Infos zum Foto-Projekt, seinen Modalitäten und der Jury unter: www.pixxelcult.com