Wie sinnvolle Hilfe in der Flüchtlingskrise aussehen könnte
Das Netzwerk Entwicklungspolitik Saarland lud zu Workshop über Flucht und Migration ins Alte Rathaus ein
Oft fehlt es an Kommunikation oder wichtigen Informationen in der Flüchtlingskrise. Bei einer Fortbildung im Alten Rathaus sprachen die Teilnehmer über Fluchtursachen, Asylrecht und Perspektiven in Deutschland.
Alt-Saarbrücken. Wie kann ich helfen? Immer mehr Menschen stellen sich diese Frage in Bezug auf die Flüchtlingskrise. Das Netzwerk Entwicklungspolitik Saarland (NES) lud in der vergangenen Woche zu einer Fortbildung in Sachen Flüchtlingshilfe ins Alte Rathaus ein. „Es gibt immer die Wahl, zu reagieren oder zu kreieren, und ich glaube, dass es gerade die Zeit ist zu kreieren“, erklärte Jean-Philipp Baum, einer der Leiter des Workshops. Auf dem Programm standen an diesem Tag die Fluchtursachen und die Unterstützung von Geflüchteten.
„Was muss ich akzeptieren? Wo bin ich nicht tolerant genug?“, fragte Michael, ein Teilnehmer, in der Vorstellungsrunde. Der geborene Saarbrücker wohnt seit 1988 in St. Arnual und nun 50 Meter entfernt von einer Flüchtlingsunterkunft. Er möchte helfen, und wenn er etwas tue, wolle er auch gewisse Kompetenzen darin haben, erklärt er der kleinen Runde. Workshopleiterin Melanie Malter-Gnanou kennt das Problem. Lange hat sie in der Entwicklungshilfe gearbeitet: „Oft stülpen wir den Leuten etwas über, von dem wir glauben, dass es Hilfe ist.“Die Leute benötigten aber etwas anderes, oft kommunizierten die Menschen zu wenig miteinander, und wichtige Informationen fehlten.
Schon zu Beginn der Fortbildung kamen Diskussionen auf, obwohl es nur um Erwartungen und Motivation ging. Teilnehmerin Roswitha ist im Krieg geboren worden, wie sie erzählte. Sie sei erschrocken von den neu aufkeimenden rechten Gedanken mancher Mitbürger: „Man kann das nur richtigstellen, wenn man gut informiert ist. Es gibt viele Dinge, die ich nur halb weiß, und ich möchte mehr erfahren.“
Beim Verteilungsspiel stellten sich alle auf eine riesige Weltkarte – die Teilnehmer schätzten, wie viele Bewohner die verschiedenen Kontinente haben. Danach wurden Stühle, die für das Einkommen standen, und Taschen, die den CO2-Fußabdruck symbolisierten, verteilt. Zu wenige Stühle für viele Menschen oder viele Taschen für wenige Menschen sollten den Teilnehmern der Fortbildung die Problematik verständlich machen.
„Oft schätzen die Teilnehmer, dass es in Europa die meisten Flüchtlinge gibt, weil das so nah an uns dran ist“, erklärte Melanie. Dabei würden oft die Binnenflüchtlinge, wie es sie in Afrika vermehrt gebe, vergessen. red
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