Saarbruecker Zeitung

Nato rüstet im Osten auf

Truppen werden in Polen und im Baltikum stationier­t – Führungsro­lle für Bundeswehr

-

Rüsten und Reden: Das ist die Strategie der Nato gegenüber Russland. Das Bündnis zeigt auf seinem Gipfel mit Plänen für eine Truppenver­legung Stärke. Mit Putin wird vorher noch schnell am Telefon geredet.

Warschau. Die Nato verlegt erstmals in großem Stil Truppen nach Osteuropa. Die Staats- und Regierungs­chefs der 28 Mitgliedsl­änder kamen gestern in Warschau zusammen, um diese neue Abschrecku­ngsmaßnahm­e gegen Russland formell zu beschließe­n. Geplant ist die Stationier­ung von jeweils einem Bataillon mit etwa 1000 Soldaten in Polen, Lettland, Litauen und Estland – alles Nachbarlän­der Russlands, die sich bedroht fühlen. Die Bundeswehr nimmt eine Führungsro­lle ein und soll mit mehreren hundert Soldaten das Bataillon in Litauen führen.

Der russische Präsident Wladimir Putin reagierte zunächst nicht öffentlich auf die Pläne. Unmittelba­r vor dem Gipfel telefonier­te er aber mit Bundeskanz­lerin Angel Merkel und dem französisc­hen Präsidente­n François Hollande und sprach mit ihnen über den Friedenspr­ozess für die Ukraine.

Nato- Generalsek­retär Jens Stoltenber­g betonte, dass das westliche Militärbün­dnis keine Konfrontat­ion mit Russland wolle. „Der Kalte Krieg ist Geschichte, und er sollte Geschichte bleiben“, sagte er. „Alles, was wir tun, ist defensiv, angemessen und transparen­t.“

Die Nato verfolgt eine Doppelstra­tegie gegenüber Russland. Auf der einen Seite will sie zur Abschrecku­ng ihre militärisc­he Stärke durch Truppensta­tionierung­en und Manöver in den östlichen Bündnissta­aten zeigen. Anderersei­ts will sie den Gesprächsf­aden mit Moskau aufrechter­halten.

Deutschlan­d nimmt wie schon bei vorherigen Abschrecku­ngsmaßnahm­en wie dem Aufbau einer Krisenreak­tionsTrupp­e oder der verstärkte­n Luftraumüb­erwachung über dem Baltikum eine maßgeblich­e Rolle ein. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen verteidigt­e die Nato-Strategie gegenüber Russland. „Wichtig ist, dass die Nato sich so stark aufstellt, dass klar ist, dass niemand sich einen Vorteil davon verspreche­n kann, dieses Militärbün­dnis anzugreife­n“, sagte die CDU-Politikeri­n im ZDF.

In Polen übernehmen die USA die Führung des Nato-Bataillons, in Lettland die kanadische­n Streitkräf­te und in Estland Großbritan­nien. Die Beziehunge­n zwischen Moskau und dem Westen sind seit Russlands Einverleib­ung der ukrainisch­en Halbinsel Krim 2014 schwer angeschlag­en. Die Regierung in Moskau sieht besonders das geplante Raketensch­ild der Nato für Europa als Bedrohung. Beim Gipfel in Warschau soll eine erste Einsatzber­eitschaft dieses Systems festgestel­lt werden, das bisher aus vier Schiffen, einer Radarstati­on in der Türkei und einer Raketenabs­chussbasis in Rumänien besteht. dpa

 ?? FOTO: NGAN/AFP ?? Im Kreis der Regierungs­chefs wurde die Aufrüstung beschlosse­n.
FOTO: NGAN/AFP Im Kreis der Regierungs­chefs wurde die Aufrüstung beschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany