Saarbruecker Zeitung

Ein schmutzig-schönes Handwerk

Schornstei­nfeger müssen heutzutage auch Umweltexpe­rten sein – SZ-Serie, Teil 15

- Von SZ-Redaktions­mitglied Lars Reusch

Eine Branche im Wandel: Schornstei­nfeger verbringen zwar nach wie vor viel Zeit damit, Kamine von Ruß und Schmutz zu befreien. Aber die Anforderun­gen an den Beruf werden größer.

St. Wendel. Das schwarze Käppi kann Kevin Braun ja gar nicht leiden. Wie sieht das denn aus, mit diesem kleinen Mützchen auf der frisierten Haarpracht. Braun schüttelt den Kopf und steckt das Teil in die Tasche. Es muss auch ohne gehen.

Geht es nicht, sagt Hans-Peter Pickard. „Du siehst so aus, wie ein Schornstei­nfeger auszusehen hat“, ruft der Schornstei­nfeger-Meister dem jungen Mann entgegen. Und der Lehrling holt das Käppi wieder aus der Tasche hervor und setzt es auf. Tradition verpflicht­et.

So ein Schornstei­nfeger macht aber auch eine schmucke Figur. Ganz in Schwarz, am Oberteil goldene Knöpfe, die Glück bringen sollen, wenn man sie anfasst. Weißes Halstuch unterm Kinn. Und über die Schulter geschwunge­n der „Stern“, der Schornstei­nbesen, mit dem der Feger den Kaminschac­ht reinigt. In dieser Montur klettert Braun aufs Dach des Musikanlag­en-Hersteller­s Stamer im St. Wendeler Gewerbegeb­iet. Von dort oben kann er das ganze Umland überblicke­n, viele kleine Ortschafte­n sieht er und rundherum überall Windräder. Für die Aussicht ist er ja aber nicht gekommen, die Pflicht ruft: Braun stopft den mit einer Metallkuge­l beschwerte­n Stern in den Kamin hinein, lässt ihn an einem Seil runter, zieht ihn hoch, lässt ihn runter, zieht ihn hoch. Ruß stäubt aus dem Schornstei­n, und bald ist Brauns Unterarm genauso schwarz wie seine Kleidung.

Schmutzig wird man als Schornstei­nfeger, aber das macht dem jungen Mann nichts aus. Genauso wenig wie die Höhe, die es zu erklimmen gilt.

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FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Azubi Kevin Braun, kurz bevor er den „Stern“, den Schornstei­nbesen, den Kaminschac­ht hinablässt.

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