Ein schmutzig-schönes Handwerk
Schornsteinfeger müssen heutzutage auch Umweltexperten sein – SZ-Serie, Teil 15
Eine Branche im Wandel: Schornsteinfeger verbringen zwar nach wie vor viel Zeit damit, Kamine von Ruß und Schmutz zu befreien. Aber die Anforderungen an den Beruf werden größer.
St. Wendel. Das schwarze Käppi kann Kevin Braun ja gar nicht leiden. Wie sieht das denn aus, mit diesem kleinen Mützchen auf der frisierten Haarpracht. Braun schüttelt den Kopf und steckt das Teil in die Tasche. Es muss auch ohne gehen.
Geht es nicht, sagt Hans-Peter Pickard. „Du siehst so aus, wie ein Schornsteinfeger auszusehen hat“, ruft der Schornsteinfeger-Meister dem jungen Mann entgegen. Und der Lehrling holt das Käppi wieder aus der Tasche hervor und setzt es auf. Tradition verpflichtet.
So ein Schornsteinfeger macht aber auch eine schmucke Figur. Ganz in Schwarz, am Oberteil goldene Knöpfe, die Glück bringen sollen, wenn man sie anfasst. Weißes Halstuch unterm Kinn. Und über die Schulter geschwungen der „Stern“, der Schornsteinbesen, mit dem der Feger den Kaminschacht reinigt. In dieser Montur klettert Braun aufs Dach des Musikanlagen-Herstellers Stamer im St. Wendeler Gewerbegebiet. Von dort oben kann er das ganze Umland überblicken, viele kleine Ortschaften sieht er und rundherum überall Windräder. Für die Aussicht ist er ja aber nicht gekommen, die Pflicht ruft: Braun stopft den mit einer Metallkugel beschwerten Stern in den Kamin hinein, lässt ihn an einem Seil runter, zieht ihn hoch, lässt ihn runter, zieht ihn hoch. Ruß stäubt aus dem Schornstein, und bald ist Brauns Unterarm genauso schwarz wie seine Kleidung.
Schmutzig wird man als Schornsteinfeger, aber das macht dem jungen Mann nichts aus. Genauso wenig wie die Höhe, die es zu erklimmen gilt.