Ausbildung 2016 SZ-Serie
„Das Klettern ist schön“, sagt der 24 Jahre alte St. Wendeler. Abitur hat er gemacht, danach in der Industrie gejobbt, weil er noch nicht wusste, was er mit seinem beruflichen Leben anfangen sollte. Drei Monate wollte er das machen, daraus wurden zwei Jahre. Dann begann er ein Jura-Studium, aber nach zwei Semestern war klar: Das ist es nicht. Er machte daraufhin ein Praktikum bei Schornsteinfeger Pickard, und nach ein paar Wochen war klar: Das ist’s. Der viele Kundenkontakt, und er ist immer draußen, wird zwar dreckig, aber das Handwerk macht ihm Spaß. Seit einem Dreivierteljahr ist Braun nun Lehrling.
Dabei ist das Schornsteinfegen an sich, also die Kaminreinigung, nur noch ein Teil der Arbeit eines Schornsteinfegers, etwa 50 bis 60 Prozent, schätzt Meister Pickard. Der Beruf wandelt sich: „Umweltschutz ist sehr wichtig“, sagt Braun. Auf den Autos von Pickard steht nicht mehr einfach nur „Schornsteinfeger“, sondern da steht auch der Begriff „Gebäudeenergieberatung“. Emissionsmessung, Gebäudedämmung, CO2-Einsparung – als Schornsteinfeger ist man auch ein bisschen Umweltexperte. Physik, Chemie, Mathe: An den Fächern sollte man nicht völlig desinteressiert sein, will man Schornsteinfeger werden.
Ein guter Kontakt zu Menschen ist auch wichtig, gerade beim Umgang mit Privatkunden. Ein Schornsteinfeger betritt ja deren Zuhause, ihre Privatsphäre. Nach getaner Arbeit im St. Wendeler Gewerbegebiet fahren Pickard und Braun ins Wohngebiet, klingeln bei einem älteren Ehepärchen, um deren Heizanlage zu prüfen. Die Dame des Hauses öffnet, erkennt Pickard und Braun, grüßt und sagt: „Sie kennen ja den Weg.“
Als die beiden fertig sind, bietet die Dame noch eine Tasse Kaffee auf dem Balkon an. Gerne, sagen die Schornsteinfeger, immer geht das allerdings nicht. Wenn er jedes Kaffee-Angebot annehmen würde, sagt Pickard, würde er keine Nacht schlafen.
Die Ausbildungsserie im Internet: www.saarbruecker-zeitung.de/serie-ausbildung