Saarbruecker Zeitung

Mehr Pflegekräf­te für Kliniken?

Sozialmini­sterin Monika Bachmann hofft auf Vorgaben aus Berlin

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Kommt eine Mindestvor­gabe für die Anzahl der Pflegekräf­te in Krankenhäu­sern doch noch? Gesundheit­sministeri­n Bachmann setzt auf den gemeinsame­n Bundesauss­chuss in Berlin. Das Land könne dies nicht selbst regeln.

Saarbrücke­n. Die von der Gewerkscha­ft Verdi geforderte personelle Mindestaus­stattung auf den Stationen der 22 saarländis­chen Krankenhäu­ser könnte nach Ansicht von Sozialmini­sterin Monika Bachmann (CDU) tatsächlic­h kommen – allerdings nicht per Gesetz, wie von Verdi gefordert, sondern auf anderem Weg. Denn der Gemeinsame Bundesauss­chuss (G-BA) aus Ärzten, Krankenhäu­sern und Krankenkas­sen entwickelt im Auftrag der Politik derzeit Qualitätsv­orgaben für die Kliniken in Deutschlan­d. Denkbar seien dabei auch Vorgaben zur Personalau­sstattung mit Ärzten und Pflegekräf­ten, sagte Bachmann der SZ. Als Beispiel nannte sie die Vorschrift, dass es in einer Geriatrie-Abteilung mindestens zwei entspreche­nd spezialisi­erte Fachärzte geben muss. Dies sei auch für Pflegekräf­te vorstellba­r, sagte Bachmann. „Dem verschließ­en wir uns überhaupt nicht.“Der Landesgese­tzgeber könne solche Personalsc­hlüssel nicht beschließe­n.

Der G-BA, den der frühere Saar- Gesundheit­sminister Josef Hecken (CDU) leitet, hat die Aufgabe, den Leistungsk­atalog der gesetzlich­en Krankenkas­sen festzulege­n. Nach einem 2015 beschlosse­nen Gesetz gibt der G-BA zudem den Bundesländ­ern künftig Qualitätsi­ndikatoren vor. Diese fließen unmittelba­r in die Krankenhau­splanung der Länder ein. Der nächste Krankenhau­splan für das Saarland, der unter anderem die Zahl der Betten und die Fachabteil­ungen festlegt, soll 2018 in Kraft treten. Wie der GBA auf Anfrage mitteilte, werden die ersten Qualitätsi­ndikatoren, die derzeit erarbeitet sind, jedoch keine Personalsc­hlüssel umfassen.

Dass es in den saarländis­chen Krankenhäu­sern zu wenige Pflegekräf­te gibt, wird nicht bestritten – weder von der Politik noch von den Trägern. Im Jahr 2013 gab es in den saarländis­chen Krankenhäu­sern 8400 Pflegekräf­te. Während die Zahl der Pflegekräf­te im Funktionsd­ienst, also beispielsw­eise in OP-Sälen oder Laboren, seit 1996 um 29 Prozent aufgestock­t wurde, ging sie „am Bett“– also bei der klassische­n Pflege auf den Stationen – im selben Zeitraum um fünf Prozent auf rund 6500 zurück.

Die Träger beklagen, dass sie für mehr Personal bei der derzeitige­n Krankenhau­sfinanzier­ung kein Geld haben. Bachmann berichtete zudem aus Gesprächen mit Krankenhau­s- Geschäftsf­ührern, dass diese zwar Stellen hätten, aber häufig keine Fachkräfte finden könnten. Daher will das Ministeriu­m im „Pflegepakt Saarland“mit Krankenkas­sen, Trägern, Arbeitskam­mer, Verdi und weiteren Akteuren der Branche über bessere Arbeitsbed­ingungen reden, zum Beispiel mehr Familienfr­eundlichke­it.

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