Verglühen am anderen: Antje Rávic Strubel erkundet die Liebe
Antje Rávic Strubels neuer Episodenroman versucht sich an einem Figuren-Potpourri wechselnder Geschlechter-Rollen und –Vorlieben heutiger Mitzwanziger und Mitdreißiger: Transsexuelle, Lesben und beiden Geschlechtern Zugeneigte bringt Strubel, eine der talentiertesten deutschen Autorinnen, auf ihrem literarischen Gefühlskarussell unter. Leider überspannt sie dabei den Bogen.
Saarbrücken. Es gibt Bücher, die man besser mit einem Blatt in der Hand liest, auf dem die Steckbriefe der Figuren notiert sind, um nicht den Überblick zu verlieren. Antje Rávic Strubels neuer Episodenroman mit dem reichlich manierierten Titel „In den Wälder des menschlichen Herzens“gehört dazu. Angelegt als großer Gefühlsreigen, bringt Strubel, die mit Romanen wie „Tupolew 134“oder „Kältere Schichten der Luft“ihr Talent nachdrücklich unter Beweis stellte, diesmal ein ganzes Figurenarsenal in wechselnden, oft aufeinander verweisenden Konstellationen zusammen.
Alle sind sie auf Selbst- und oder Partnersuche. Wollen an anderen „verglühen“oder genesen. Fürchten, etwas zu verpassen, nur noch „Körperabklatsch“zu empfinden oder sich abhanden zu kommen. „Mir ist, als ob alles in mir weg ist“, meint Katja in der ersten Episode und verlässt ihre Freundin René, für die sie nichts mehr empfindet. Immer wieder geht es darum, „unbeschädigt wieder herauszukommen, aus einem Auto, einem Bett, einer Krankheit, einem Traum“, steht leitmotivisch an anderer Stelle. Faye etwa liebt Helen, diese neben ihr auch Sara, die wiederum ihre gerade erwachte Bisexualität auskostet – Strubel kontert eine Ménage à trois wie diese mit vergleichbaren Paarerprobungen und Grenzüberschreitungen. Was zu Überstrapazierungen führt. Etwa, wenn sie den Gefühlsstrudel ihrer Figuren auf Kompositionsebene dadurch zu wiederholen sucht, dass sie Vorgeschichten ihrer Ent- und Verliebten erst später nachzureicht.
Die Schauder der Erregung und die Wellen der Sehnsucht ihrer Liebessucherinnen (überwiegend