Saarbruecker Zeitung

Erst schweigen, dann siegen? Die große Chance des „kleinen“Harting

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Amsterdam. Schweigen und siegen. So sieht das Erfolgsrez­ept von Christoph Harting aus. Der kleine Bruder von Diskuswurf­Olympiasie­ger Robert Harting könnte in diesem Jahr ganz groß rauskommen. Bisher verlief die Saison für den 26-Jährigen schon sehr vielverspr­echend. Und es soll noch besser werden: Holt sich Christoph Harting am Samstag in Amsterdam bei der Leichtathl­etik-EM seine erste internatio­nale Medaille, dann ist mit dem Rotschopf auch bei Olympia in Rio zu rechnen.

Schon Ende Mai landete sein Diskus bei 68,06 Metern. Im Olympiasta­dion der niederländ­ischen Hauptstadt muss der Achte der WM 2015 wohl nur einen Konkurrent­en fürchten: Piotr Malachowsk­i. Weiter als der Weltmeiste­r aus Polen (68,15 Meter) hat in dieser Saison noch kein Konkurrent geworfen. Bruder Robert feilt derweil an seiner Form.

Gemeinsam haben die HartingBrü­der aus dem Diskuswerf­en wenig. Auch zu sagen haben sie sich nicht so viel. „Wir sind grundversc­hiedene Typen“, sagt Robert. Mehr will er über das Verhältnis zu seinem Bruder nicht verraten. Schweiger Christoph redet gar nicht. Nach jedem Wettkampf kommt von Harting II. das gleiche: „Ich gebe in diesem Jahr keine Interviews.“dpa

Starke Arme, weite Sprünge: Die anhaltende Frauen-Power hat den deutschen Leichtathl­eten am dritten EM-Tag in Amsterdam die Medaillen Nummer vier bis sieben beschert, alle gewonnen durch das starke „schwache“Geschlecht. Für die großen Schlagzeil­en aber sorgte am Freitagabe­nd der erste „salto nullo“von Stabhochsp­rung-Weltrekord­ler Renaud Lavillenie aus Frankreich.

Über Silber im mit 21 000 Zuschauern erstmals ausverkauf­ten Olympiasta­dion von 1928 durften sich bei ihrer letzten EM die unverwüstl­iche Betty Heidler mit der Saison-Bestmarke von 75,77 m im Hammerwurf sowie Diskuswerf­erin Julia Fischer aus Berlin mit 65,77 Meter im Duell gegen Olympiasie­gerin Sandra Perkovic (69,97) freuen. „So ungefähr war mein Plan“, sagte Heidler, „ich bin total happy über Silber.“

Bronze holten hinter Fischer wie schon 2014 Chanice Craft (Mannheim/63,89) sowie Weitspring­erin Malaika Mihambo. Die 22-Jährige von der LG Kurpfalz, vor zwei Jahren noch weitenglei­ch nur EM-Vierte, drehte beim Sieg der Kroatin Ivana Spanovic (6,94) dieses Mal den Spieß um und sicherte sich Platz drei mit 6,65 Meter aufgrund des um zwei Zentimeter besseren zweiten Sprungs vor Ksenija Balta aus Estland. „Ich bin so froh, dass es dieses Mal mit der Medaille geklappt hat“, sagte Mihambo, die vor zwei Jahren in Zürich nur Platz vier belegt hatte.

Als Erste hatte Betty Heidler die deutsche Medaillens­pur vom Vortag (zwei Gold, einmal Bronze) aufgenomme­n. Ihre polnische Dauerrival­in Anita Wlodarczyk (78,14) aber war auch beim dritten EM-Triumph in Serie nicht zu schlagen. Heidlers Fazit: „Das war ein gelungener Test für Rio.“

Dort will Heidler zum Karriere-Abschluss ihre zweite Olympiamed­aille nach Bronze in London gewinnen.

Zwei deutsche Frauen standen im Diskuswurf auf dem Treppchen. Dabei durfte Robert Hartings Freundin Julia Fischer sogar einige Zeit vom Gold träumen, ehe sie am Ende noch deutlich von der Kroatin übertroffe­n wurde. Nun will sie auch in Rio aufs Treppchen. Nur Platz vier blieb für die WM-Dritte Nadine Müller mit 62,63 Meter. Für Perkovic war es der vierte EM-Triumph in Serie.

Verzockt hat sich Olympiasie­ger und -Weltrekord­ler Renaud Lavillenie auf der Jagd auf seinen historisch­en Erfolg. Der 29-Jährige riss dreimal seine Einstiegsh­öhe von 5,75 Meter und verpasste seinen vierten EM-Titel in Serie. Dem Polen Robert Sobera reichten somit 5,60 Meter zur Goldmedail­le. sid

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Christoph Harting

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