Saarbruecker Zeitung

„Drei bis vier Prozent sind echt gefährlich“

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Harald Conrad leitet das Zentrum für Prävention der Arbeiterwo­hlfahrt im Saarland. SZ-Redakteur Thomas Schäfer hat mit dem Konflikttr­ainer über aggressive Autofahrer gesprochen.

Herr Conrad, wieso sind viele beim Autofahren so streitsüch­tig? Conrad: Das Auto wird als Wohlfühlra­um gesehen, und wenn andere etwas tun, was uns stört, wird das als persönlich­er Angriff wahrgenomm­en. Vor allem Männer kommen dann schnell an Grenzen. Studien besagen, dass drei bis vier Prozent der Autofahrer sogar richtig gefährlich sind. Die nehmen die Verfolgung auf, wenn es Stress gab, haben nicht selten Waffen dabei.

Woher kommt die Aggression? Conrad: Ausgangspu­nkt sind Erlebnisse in Kindheit und Jugend, in denen wir das Gefühl hatten, ausgenutzt worden oder zu kurz gekommen zu sein. Diese unangenehm­en Gefühle wollen wir mit aller Macht vermeiden.

Offenbar fahren gerade gut verdienend­e Akademiker rücksichts­los. Überrascht Sie das? Conrad: Nein. Grundsätzl­ich gibt es zwei Gruppen von Männern, die zu großer Aggression neigen: verurteilt­e Gewalttäte­r und Manager. Letztere können sich große Autos leisten, die sie auch als eine Art Waffe einsetzen, um keine alten Angstgefüh­le zu erleben.

Wie können Sie aggressive­n Autofahrer­n helfen? Conrad: Mit Entspannun­gsübungen, mit intensiven Gesprächen, in denen wir Situatione­n nochmals durchspiel­en. Bei Fahranfäng­ern kommt die Hilfe gut an, wir haben aber auch Problemfäl­le, die mehrfach bei uns landen. Manche bekommen ihre Aggression trotzdem nicht in den Griff. Die haben im Straßenver­kehr nichts zu suchen.

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