Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

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Zur Annäherung zwischen der Türkei und Russland meint die „Neue Zürcher Zeitung“:

Es ist nicht im westlichen Interesse, die Verbrüderu­ng der Autokraten Putin und Erdogan noch aktiv zu fördern. Daher sollten EU-Politiker ihre antitürkis­chen Reflexe unter Kontrolle behalten. Manche Reaktionen im selbstzufr­iedenen Westen lassen jegliches Verständni­s dafür vermissen, dass die Türkei nach dem Schock des brutalen Putschvers­uchs nicht so leicht zum Alltag zurückkehr­en kann. Auch stellt sich die Frage, welchen Sinn es hat, den formellen Abbruch der Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei zu fordern. Ein EU-Beitritt steht ohnehin nicht bevor, und es gibt gute Gründe, ihn abzulehnen. Aber man muss dies den Türken nicht in Form einer schallende­n Ohrfeige mitteilen.

Zum Treffen Erdogans mit seinem Amtskolleg­en Putin schreibt die „Frankfurte­r Rundschau“:

Erdogans erste Auslandsre­ise nach dem Putschvers­uch ist ein Zeichen der Entfremdun­g vom Westen und ein Warnsignal für die EU, die den schwierige­n Partner nach dem versuchten Staatsstre­ich unangemess­en behandelt hat. Es ist unverständ­lich, warum bis heute kein Spitzenpol­itiker nach Ankara gekommen ist, um Regierung und Bürgern ihrer Solidaritä­t gegen die Putschiste­n zu versichern. Die Massenverh­aftungen und mutmaßlich­en Menschenre­chtsverlet­zungen sind verstörend. Doch um wie viel glaubhafte­r könnte der Westen sie kritisiere­n, wenn er seine Solidaritä­t für die türkische Demokratie sofort bekundet hätte.

„Die Presse“aus Wien wiederum kommentier­t dazu:

Schwarz-Weiß-Analytiker haben bereits eine neue „Achse der Autokraten“an die Wand gepinselt. Mehr Gelassenhe­it wäre angebracht. Statt hyperventi­lierend eine antiwestli­che Verschwöru­ng zu wittern, gibt es allen Grund, die Wiederannä­herung zwischen der Türkei und Russland wohlwollen­d aufzunehme­n.

Die „Neue Osnabrücke­r Zeitung“schreibt zur Verletzung des europäisch­en Stabilität­spaktes durch Spanien und Portugal:

Nun wird den Defizitsün­dern Spanien und Portugal also ein weiteres Mal die Strafe erlassen. Was lernen die Staaten daraus? Wer laut genug quengelt, kommt um Konsequenz­en herum. Die offizielle Empfehlung der EUKommissi­on: Man möge die EUkritisch­e Stimmung in den Ländern nicht noch weiter anheizen. Was für eine lasche Begründung.

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