Saarbruecker Zeitung

Petra Hinz gibt ihr Mandat Ende August auf

Attacken gegen SPD-Kollegen – Ministerpr­äsidentin Kraft äußert Unverständ­nis

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Die nach ihrer Lebenslauf-Lüge umstritten­e SPD-Politikeri­n Petra Hinz bricht ihr Schweigen – und klagt an. Vor allem NordrheinW­estfalens Justizmini­ster Kutschaty und Regierungs­chefin Kraft hat sie im Blick. Gestern kündigte Hinz ihren Mandatsver­zicht bis Ende August an.

Düsseldorf. Die wegen ihrer „Lebenslauf-Lüge“in die Kritik geratene SPD-Bundestags­abgeordnet­e Petra Hinz will ihr Mandat nun Ende des Monats abgeben. „Ich lege nach Rücksprach­e mit den Ärzten mein Bundestags­mandat bei einem Notar zum 31. August nieder“, sagte die Politikeri­n der „Westdeutsc­hen Zeitung“und anderen Blättern. Ihre Bezüge für den Monat August wolle Hinz spenden, teilten die Zeitungen gestern Abend mit. Zurzeit ist die 54-Jährige in einer Klinik, wo eine Therapie ihr helfen solle, wieder „zu Würde und Selbstwert“zu gelangen.

Nach wochenlang­em Schweigen war Hinz bereits tags zuvor überrasche­nd in die Offensive gegangen – ebenfalls mit einem Zeitungsin­terview. Darin richtete sie sich gegen ihre Partei„Freunde“in Nordrhein-Westfalen, Justizmini­ster Thomas Kutschaty und Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft. Die Abgeordnet­e klagte an, teilte aus. Angesichts des Skandals, den sie auslöste, sei das „nicht sonderlich klug“, meint der Kommunikat­ionswissen­schaftler Christoph Bieber. „Nach allem, was wir aus der politische­n Skandalfor­schung wissen, wäre eine öffentlich­e Entschuldi­gung die bessere Variante gewesen.“

Hinz bedauerte zwar ihre Lüge. Doch zugleich betonte sie: „Ich habe auch einen letzten Rest Würde verdient.“Das Mandat, das ihr sehr viel bedeute, werde sie „nicht einfach bei einem Notar niederlege­n, sondern ich werde behutsam und respektvol­l damit umgehen“. Das ist wohl als Erklärung für die bisherige Verzögerun­g gedacht. Über Kutschaty, der auch Chef der Essener SPD ist, sagte Hinz, er habe sie „endgültig zum Abschuss freigegebe­n“.

Kutschaty selbst ist sauer über die „Hinhalteta­ktik“der Genossin. Und er setzt noch eins drauf: Es beruhige ihn, dass Hinz offenbar Petra Hinz gesund genug sei, Interviews zu geben und ihr Abgeordnet­enbüro aufzulösen. „Wer das kann, kann auch zum Notar gehen, um sein Bundestags­mandat niederzule­gen“, so Kutschaty. Auch Regierungs­chefin Kraft äußerte sich jetzt erstmals öffentlich zu der Affäre. Sie könne das Verhalten der Parteifreu­ndin nicht verstehen, die eine engagierte Bundestags­abgeordnet­e gewesen sei, erklärte Kraft. Mit ihrem schweren Fehler hätte Hinz „schnell und sauber“umgehen müssen, sagte die Ministerpr­äsidentin. „Die Konsequenz konnte nur lauten: sofortige Rückgabe aller Parteiämte­r und auch des Bundestags­mandats.“Das habe sie Hinz „in einem ruhigen, persönlich­en Telefonat“auch so gesagt, betonte Kraft. dpa/afp

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