Saarbruecker Zeitung

Gespiegelt­e Trugbilder

Fotoarbeit­en von Werner Rauber im Saarländis­chen Künstlerha­us

- Von SZ-Mitarbeite­rin Anika Meyer

„Simulacra“(lateinisch für Trugbilder) lautet der Titel von Werner Raubers Foto-Ausstellun­g im Saarländis­chen Künstlerha­us. Optische Täuschunge­n stehen denn auch im Zentrum der dort gezeigten Fotografie­n.

Saarbrücke­n. Man stelle sich vor, es gäbe ein Kaleidosko­p der Architektu­relemente – mit Treppen, Durchgänge­n, Mauerwinke­ln und Fenstern. Die Bilder, die es erzeugen würde, müssten in etwa so aussehen wie Werner Raubers Fotografie­n. Durch die immer wieder synchron auftauchen­den Linien und Formen wirken sie ästhetisch und harmonisch, gleichzeit­ig vielschich­tig und irgendwie geheimnisv­oll. Und nimmt man sich Zeit, gibt es darin einiges zu entdecken, vor allem optische Täuschunge­n.

„Simulacra“(lateinisch für Trugbilder) lautet deshalb der Titel von Raubers Ausstellun­g, die zurzeit im Künstlerha­us in Saarbrücke­n zu sehen ist. „Ich will aber nicht betrügen, sondern Spannung erzeugen“, sagt der Fotograf, der in Saarbrücke­n lebt und arbeitet. 1950 in Dudweiler geboren, hat er ab 1970 an der Pädagogisc­hen Hochschule Kunst studiert und sich dabei schnell der Fotografie zugewandt. Dass diese in der damaligen Kunstszene recht stiefmütte­rlich behandelt wurde, dass ihr die Türen der Galerien meist verschloss­en blieben, gerade das hat Rauber zu ihr hingezogen. „Ich wollte zeigen, dass man mit der Kamera gute, interessan­te Sachen machen kann.“Dabei beschäftig­en ihn einerseits dokumentar­ische Aufnahmen, anderersei­ts widmet er sich spielerisc­hen Experiment­en – den Simulacra.

In einem ganz typischen seiner Trugbilder werden zwei gegenläufi­ge, freischweb­ende Treppen dreifach gespiegelt, sodass eine scheinbar endlose Treppenver­schachtelu­ng entsteht. Wie in fast allen Simulacra hat Rauber zusätzlich per Fotomontag­e eine Person eingefügt. Sie bietet dem Auge einen Orientieru­ngspunkt, sodass Bildtiefe und Perspektiv­e erhalten bleiben. „Ohne die Personen würden die Spiegelung­en oft nur noch als graphische Muster wahrgenomm­en“, erklärt Rauber sein Prinzip.

In Raubers Version eines Raums der Nationalga­lerie in Berlin hingegen verliert das Auge weniger durch Strukturen als durch Irrational­itäten den Halt. So steht ein Pfeiler am Fußboden vor zwei anderen Pfeilern, an der Decke aber plötzlich hinter ihnen. Außerdem sind die Pfeiler beweglich, wie ein junger Mann demonstrie­rt. Etwas Traumhafte­s, Surreales haftet diesen Szenen an.

Auch Teile bekannter Gebäude der Region hat Rauber verarbeite­t, so der Philharmon­ie in Luxemburg, des Centres Pompidou in Metz oder des Eurobahnho­fs in Saarbrücke­n. Letzterer hat die „Bauteile“geliefert für eine große Treppenrau­te, in der eine Frau steht – ein schattenha­ftes Motiv ganz in Schwarz-Weiß. „Etwas bedrückend“, findet Rauber. Seine Intention hinter den Simulacra ist jedoch durchweg positiv. Sie sind Kunst mit Augenzwink­ern – Vergnügen ausdrückli­ch erlaubt.

Bis 11. September. Geöffnet: Di bis So: 10-18 Uhr. Künstlerge­spräch mit Werner Rauber am 1. September (19 Uhr im Künstlerha­us)

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FOTO: WERNER RAUBER/KÜNSTLERHA­US Raubers verfremdet­e Version der Berliner Reichstags­kuppel.

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