Saarbruecker Zeitung

Geschichte der Woche

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– bis die Deutsche Bahn (DB) 1973 den Personenve­rkehr einstellte.

Auf der Strecke fuhren noch Güterzüge. Nach der Schließung der Grube Warndt war es aber vorbei mit den KohleTrans­porten. Und 2006 wollte die DB die Schienen am liebsten abräumen. In der Region erwachte Protest: Die Chance zu Verbesseru­ngen des öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV), die eine Schienenst­recke bietet, sollte bleiben.

Die IGWRB trat auf den Plan. Draisinenf­ahrten durchs Rosseltal begannen. 2012 wurden sie eingestell­t. Seither ist kein Rad mehr auf den WarndtSchi­enen gerollt. Und der Bahnhof Großrossel­n, der noch Bahntechni­k beherbergt­e, ging in private Hände über; die Bahnhöfe Fürstenhau­sen und Geislauter­n hatte die DB schon lange zuvor verkauft.

Die IGWRB kämpft weiter um die Strecke. Sie hat nun ein Doppel-Konzept vorgelegt. Eine Museenbahn soll drei Orte der Industriek­ultur verbinden, das Weltkultur­erbe Völklinger Hütte, das Bergbaumus­eum im französisc­hen Petite Rosselle und die alte Grube Velsen mit ihrem Erlebnisbe­rgwerk. Und ein Schienen-Ringverkeh­r soll entstehen, grenzübers­chreitend, von Saarbrücke­n aus entlang der Saar, durch den Warndt, nach Forbach und durch Frankreich zurück nach Saarbrücke­n (die SZ berichtete). So soll ÖPNV auf der Schiene Verkehrsla­st von den Straßen der Region nehmen.

Reaktivier­ung der RosselBahn­strecke, Bau einer grenzübers­chreitende­n Ringbahn – für Manfred Jost, den Vorsitzend­en der Völklinger Grünen, ist das „die nachhaltig­e Antwort auf die ungelösten Verkehrspr­obleme der Region“. Jost meint, solch ein Großprojek­t sei auch finanziell zu stemmen: Aus Töpfen der Europäisch­en Union könne man dafür Zuschüsse einwerben, die bis zu 80 Prozent der Kosten decken.

Dieter Müller, Fraktionsv­orsitzende­r der AfD im Völklinger Stadtrat, hält die Museenbahn für „eine geniale Idee“: Sie würde, sagt er, „dem Tourismus im Saarland einen enormen Schub geben“. Und die Ringbahn sei gut für Saarbrücke­n, binde sie doch französisc­he Kunden besser ans Einkaufen dort an.

„Die Idee hört sich gut an“, sagt Großrossel­ns Bürgermeis­ter Jörg Dreistadt (SPD), „aber ob sie zum jetzigen Zeitpunkt realisierb­ar ist?“Er erinnert ans Technische: Zwischen Warndtscha­cht und Velsen queren die Schienen zehn Brücken, die nach gut einem Jahrzehnt Nicht-Wartung kaum mehr intakt sein dürften. Vor Karlsbrunn enden die Schienen im Nirgendwo, das Gleis zum Warndtscha­cht ist demontiert. Eine Brücke zum Völklinger Weltkultur­erbe fehlt. Zur französisc­hen Bahn hin müssten 700 Meter Schienen neu gebaut werden – das, sagt er, koste schätzungs­weise 40 Millionen Euro. Zwischen Saarbrücke­n und Velsen bestehe keine Schaltmögl­ichkeit mehr. Und aus dem Wildwuchs zwischen Schienen und Schwellen seien mittlerwei­le Bäume geworden, mit Wurzeln tief im Schotterbe­tt; Letzteres müsse man wohl komplett erneuern. Angesichts knappen Geldes überall und der, vorsichtig gesagt, bescheiden­en Zahl von ÖPNV-Passagiere­n in der Region kann Dreistadt sich schwer vorstellen, wie Bahn-Bau und vor allem Bahn-Betrieb auf Dauer zu finanziere­n wären.

Für den Streckenab­schnitt Großrossel­n-Karlsbrunn hat er einen anderen Vorschlag: Rückbau – aber nur, betont er mehrfach, „wenn es dafür keine Nutzung mehr gibt“. Der Bahndamm und die Bahnunterf­ührung, ein Nadelöhr in Richtung Petite Rosselle, seien im Ortsteil Großrossel­n nämlich „ein Riesenhind­ernis für die Entwicklun­g des Ortskerns“.

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Dieter Müller
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Jörg Dreistadt
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Manfred Jost
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