Treibende Ohrwürmer
Die Bands Blues Pills und Maida Vale tischen psychedelisch angehauchten Blues mit verspielten Rhythmen auf
Zwei Mal auf alt getrimmter Rock, auch Vintage Rock genannt, zwei Mal aus Schweden und zwei Mal mit Sängerin. Wir werfen einen Blick auf die Alben von Blues Pills und Maida Vale.
Das schwedische Blues/ Psychedelic Rock-Quartett Blues Pills veröffentlichte nach einigen EPs und Singles anno 2014 sein beeindruckendes selbstbetiteltes Debütalbum. Das kletterte hierzulande auf Rang vier der Charts. Nach einem Livealbum, einem Wechsel hinter dem Schlagzeug und diversen Tourneen erschien dieser Tage der Nachfolger „Lady In Gold“( Nuclear Blast/Warner ).
Der ist abwechslungsreicher als das Debüt. Vielleicht hatte die Band dieselbe Erkenntnis wie manch ein Besucher ihres Saarbrücker Gastspiels Ende März des vergangenen Jahres. Sängerin Elin Britt Larsson und ihre Begleiter waren gut, doch es fehlte die Abwechslung. Auf Dauer war ihr Live-Präsentation eintönig.
Das kann über „Lady In Gold“nicht gesagt werden. Larsson ist in Bestform; ihre Musiker – namentlich Gitarrist Dorian Sorriaux, Bassist Zach Levi Anderson und Schlagzeuger André Kvarnström – stehen ihr in nichts nach. Mit der Hammondorgel und Chorgesängen werden in „Rejection“Soul-Anleihen hervorgezaubert; „I Felt A Change“geht gar als Soul-Ballade durch. „Bad Talkers“ist psychedelisch angehauchter Blues und „Burned Out“eine SoulRock-Hymne inklusive Gospelchor. Am Ende steht eines der besten Lieder: der treibende Ohrwurm „Elements And Things“. Es sind die Details, die „Lady In Gold“zu einem spannenden Hörerlebnis machen. Hoffentlich kann das Quartett diesen positiven Eindruck auf der Herbst-Tournee mit Kadavar bestätigen.
Maida Vale haben abgesehen vom Musikstil und ihrer Herkunft mit Blues Pills weitere Gemeinsamkeiten. Der Band steht ebenfalls eine Sängerin voran (hier: Mathilda Roth) und das Artwork stammt von dem holländischen Künstler Maarten Donders, der früher für Blues Pills arbeitete.
Bei MaidaVale ist aber nicht nur eine Frau aktiv; es sind derer vier. Das Quartett heißt wie ein Anfang der Siebziger in den Londoner Maida Vale Studios aufgenommenes Das Quartett MaidaVale aus Schweden beherrscht einen Stil, der spontanen Jam-Session ähnelt.
Van Der Graaf Generator-Album. Mit progressivem Rock haben die Schwedinnen dennoch wenig am Hut. Aber die frühen Siebziger sind ein guter Orientierungspunkt, wenn es um die Einordnung ihrer Musik geht.
Ihr Debüt „Tales Of The Wicked“( The Sign Records/Cargo ) überzeugt aufgrund einer bestens eingespielten Rhythmus-Gruppe um Bassistin Linn Johannesson und Schlagzeugerin Johanna Hansson sowie der versierten Gitarristin Sofia Ström. Ihr Zusammenspiel ähnelt einer spontanen,
spannenden Jam-Session, zu der sich die stimmgewaltige Roth, die auch den Sprechgesang beherrscht, dazugesellt (siehe „The Greatest Story Ever Told“). Wirklich verstecken müssen sich MaidaVale mit ihrem ersten Album nicht hinter den bereits erfahrenen Blues Pills. Auch sie sind in der Lage, Ohrwürmer zu komponieren („Dirty War“).
>> Termin: Blues Pills und Kadavar spielen am 9. Oktober, um 18 Uhr, in der Garage in Saarbrücken. Infos unter: www.garage-sb.de
The Cadillac Three „Bury Me In My Boots“(Big Machine/Universal): Er will in seinen Stiefeln begraben werden und man soll bloß nicht vergessen, den Whiskey dazuzulegen. Da heult die Klischee-Sirene auf. The Cadillac Three nehmen ihren Southern Rock viel zu ernst und versuchen, die kalkulierte Erwartungshaltung ihrer Fans bis zum letzten Allgemeinplatz zu erfüllen. Da wäre neben den wenig überraschenden Textinhalten beispielsweise auch der Gesang von Jaren Johnston. Der hatte während der Aufnahmen wohl immer einen großen Ballen Kautabak in der Backentasche verstaut. Und dennoch ist dieses Southern Rock-Album kurzweilig und offeriert neben „Party Like You“oder dem an Kings Of Leon angelehnten „Runnin’ Red Lights“gute Songs.
= grandios = hervorragend = stark = solide = diskutabel = dürftig