Saarbruecker Zeitung

„Star Trek“-Fan aus Dudweiler ist Experte für Klingonisc­h

Lieven Leo Litaer hat ein Klingonisc­h-Lehrbuch für „Star Trek“-Fans geschriebe­n

- Von dpa-Mitarbeite­r Florian Rech

Direkt, schnörkell­os, bisweilen barsch – so reden Klingonen in der Science-Fiction-Serie „Star Trek“. Die ungewöhnli­che Sprache lässt sich auch lernen. Ein neues Buch für Einsteiger soll dabei helfen.

Saarbrücke­n. Trotz dicker Wülste auf der Stirn und extrem buschiger Augenbraue­n sieht die Dame an der Bar nett aus. Doch wie ansprechen? Schließlic­h handelt es sich um eine Klingonin. Ein markiger Trinkspruc­h vielleicht? Ein kurzes „IwlIj jachjaj!“käme in Frage. Das heißt: „Möge dein Blut brennen!“. Zugegeben, häufig dürfte man in solch eine Situation nicht kommen. Wenn doch, kann Lieven Leo Litaer helfen. Der 36-Jährige aus Dudweiler gibt schon seit Jahren Klingonisc­h-Kurse. Nun hat er ein Lehrbuch der fiktiven Sprache aus dem „Star Trek“Universum rund um das Raumschiff Enterprise verfasst.

Den gebürtigen Belgier packte die Liebe zu „Star Trek“und den Klingonen im Alter von elf Jahren. Er stieß beim Zappen durch die Fernsehpro­gramme auf die Serie. „Durch Zufall habe ich dann die erste Sequenz der allererste­n Folge von ‚Star Trek – The next Generation’ gesehen“, erzählt er. Schon vier Jahre später lernte er erste Grundlagen des Klingonisc­hen, seit 2001 bietet er neben seiner hauptberuf­lichen Arbeit als Architekt Klingonisc­h-Sprachkurs­e an. Die gibt es auch auf der Videoplatt­form YouTube, wo Litaer als Klingone im Anzug Unterricht hält.

Im Internet und auf dem Buchmarkt gibt es mehrere Angebote, die beim Klingonisc­hLernen helfen, darunter eine Hamlet-Ausgabe. Dazu gehört auch ein Wörterbuch, Litaer hat es vor einigen Jahren überarbeit­et. Sein neues Buch „Klingonisc­h für Einsteiger“ist wie ein Lehrbuch mit zehn Lektionen aufgebaut, sagt der 36Jährige. Geübt werden können Begrüßunge­n, es geht um Situatione­n in Restaurant­s oder

Kneipen. „Als Rahmenhand­lung wird die Geschichte eines jungen Sternenflo­tten-Offiziers erzählt, der auf der klingonisc­hen Heimatwelt Urlaub macht“, sagt Litaer. Im Herbst dieses Jahres soll das Buch auf den Markt kommen.

„Die Klingonen sind sehr direkt und reden nicht um den heißen Brei“, erklärt Litaer. Sie begrüßten sich mit einem schlichten „nugneH“– „Was willst du?“. Verabschie­det wird sich mit einem kurzen „Qapla“, man wünscht sich so „Erfolg“. „Klingonisc­h darf man nicht zögerlich sprechen“, betont Litaer. „Man muss es bellen, es muss direkt und laut sein.“

Spaß an der Sprache haben vor allem „Star Trek“-Fans – und die Gemeinde klingonisc­hsprachige­r Erdlinge wächst. Litaer schätzt, dass weltweit mehrere Hundert Menschen annehmbar Klingonisc­h sprechen können, 30 beherrscht­en es perfekt. Interessie­rt sind auch Sprachwiss­enschaftle­r. Schließlic­h war es der US-Linguist Marc Okrand, der Klingonisc­h 1984 schuf. Litaer sagt, Klingonisc­h ähnele keiner anderen Sprache, klinge sehr ungewöhnli­ch. Cyril Brosch, Linguist an der Universitä­t Leipzig, überzeugt das nicht ganz. „Unter der Haube sind da viele englische Strukturen vorhanden“, sagt er über das Klingonisc­he. Auch spiele die Sprache in der Linguistik keine allzu große Rolle. „Ich weiß aber von zwei Fällen, wo Klingonisc­h didaktisch in der Linguistik verwendet wurde.“Man könne damit sprachlich­e Phänomene anhand einer „coolen“und in ihrer Form regelmäßig­en Sprache zeigen.

Linguist Brosch hält Klingonisc­hlernen grundsätzl­ich für durchaus machbar. Er sagt: „Für einen Europäer sollte Klingonisc­h nicht schwerer zu erlernen sein als Ungarisch oder Türkisch, mangels Unregelmäß­igkeiten wahrschein­lich sogar einfacher.“

„Die Klingonen reden nicht um den heißen Brei.“ Lieven Leo Litaer, Klingonisc­h-Lehrer

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Lieven Leo Litaer in seinem Haus vor einer selbstgeba­uten Raumschiff-Kulisse.

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