Saarbruecker Zeitung

Rot-rot-grüne Träume in Berlin

Mögliches Bündnis an der Spree beflügelt Phantasien für den Bund

- Von SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter

Berlin. Wenige Wochen vor der Abgeordnet­enhaus-Wahl in Berlin hat der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) seine Sympathien für einen rotrot-grünen Regierungs­wechsel entdeckt. Prompt keimen Hoffnungen für ein solches Bündnis auch auf Bundeseben­e.

In einem Interview hatte Müller an die von 2002 bis 2011 regierende Koalition aus SPD und Linken in Berlin erinnert. Dies sei ein „Signal“nicht für den Bund, aber für andere Bundesländ­er gewesen, dass beide Parteien verlässlic­h zusammenge­arbeitet hätten. Mit Blick auf die Berliner Wahl am 18. Oktober fuhr Müller fort: „Rot-Rot-Grün in Berlin könnte wieder so ein Signal sein, auch wenn Dreierkons­tellatione­n nicht so einfach und auch nicht wünschensw­ert sind.“

Rot-rot-grüne Euphorie klingt sicher anders. Doch mit seiner Bemerkung trägt der Regierende Bürgermeis­ter nüchtern den realen Verhältnis­sen Rechnung: Um den ungeliebte­n Koalitions­partner CDU in der Hauptstadt loszuwerde­n, braucht es wenigstens drei Parteien in einer künftigen Regierung. Denn nach allen Umfragen kommen weder Rot-Rot noch Rot-Grün auf eine eigenständ­ige Mehrheit. Übrigens auch nicht mehr Schwarz-Rot. Dagegen hätte Rot-Rot-Grün nach allen demoskopis­chen Vorhersage­n ein solides Polster von etwa 60 Prozent der Stimmen.

Die Situation im Bund ist zum Teil mit den Berliner Verhältnis­sen vergleichb­ar. Auch hier möchte sich die SPD von der Union befreien, was mit einem anderen Zweierbünd­nis ebenfalls rechnerisc­h ein Unding ist. Nach heutigem Stand wäre freilich auch Rot-Rot-Grün sehr wacklig.

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