Saarbruecker Zeitung

Katholisch­e Tradition in Gefahr?

Feiertag Mariä Himmelfahr­t verliert im Saarland an Bedeutung

- Von SZ-Redaktions­mitglied Sarah Umla

Mariä Himmelfahr­t ist im Saarland arbeitsfre­i. Kein anderes Bundesland hat diesen Feiertag, bis auf 1704 katholisch­e Gemeinden in Bayern. Doch wie wichtig ist der Tag hierzuland­e noch? Die SZ hat nachgefrag­t.

Saarbrücke­n. Ausgeschla­fen, mal etwas Zeit mit der Familie verbracht oder liegen gebliebene Hausarbeit erledigt? Gestern war für die Saarländer arbeitsfre­i. Mariä Himmelfahr­t sei Dank. Der Rest Deutschlan­ds musste arbeiten. Das Saarland hat als einziges Bundesland den 15. August zum gesetzlich­en Feiertag gemacht. Nur in Bayern gilt das in 1704 überwiegen­d katholisch­en Gemeinden ebenso. Zum Vergnügen vieler Einwohner. „Wir freuen uns mit den Saarländer­n, dass wir diesen Feiertag haben“, sagt CDU/SPD-Regierungs­sprecher Thorsten Klein.

Trotz des kirchliche­n Ursprungs des Feiertags wird der Tag hierzuland­e gar nicht mehr so traditione­ll gefeiert. „Es ist ein schöner, großer Feiertag, der aber in den vergangene­n Jahren für die Bevölkerun­g an Charakter verloren hat“, sagt Dechant Benedikt Welter von der Saarbrücke­r Pfarrei St. Jakob. In Homburg ist diese Entwicklun­g auch zu beobachten. „Christlich­e Feste verlieren im Saarland generell an Bedeutung, das ist der allgemeine Trend. Gefeiert wird immer noch, aber nicht mehr so kirchlich“, sagt Pfarrer Pirmin Weber vom Pfarramt St. Andreas.

Traditione­ll gibt es an Mariä Himmelfahr­t als Zeichen für das Leben eine Kräuterseg­nung. Denn nach der Legende nehmen die Apostel an Marias Grab einen Kräuterduf­t wahr, dieser sei ein Sinnbild für ein Dasein nach dem irdischen Leben, erklärt Weber. In einigen Kirchen im Saarland werden also traditione­ll Kräuter gesammelt und gesegnet. An der Josephskap­elle in Ormersvill­er/ Lothringen nahe der Grenze zum Bliesgau gibt es sogar ein Deutsch-Französisc­hes Begegnungs­fest mit einer Prozession. „Prozession­en sind im Saarland am 15. August nicht verbreitet, hier wird überwiegen­d mit Gottesdien­sten Mariä Himmelfahr­t gefeiert“, sagt Welter. In Frankreich ist Mariä Himmelfahr­t auch ein staatliche­r Feiertag. Denn der 15. August ist zudem der Geburtstag von Napoleon Bonaparte. Vielleicht sei das und die enge Verbindung zu Frankreich auch ein Grund, weshalb an diesem Tag im Saarland arbeitsfre­i ist.

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) des Saarlandes begrüßt den katholisch­en Feiertag hingegen nicht. „Viele Saarländer fahren an diesem Tag zum Einkaufen nach Rheinland-Pfalz oder Frankreich und geben dort ihr Geld aus“, sagt die stellvertr­etende IHK-Geschäftsf­ührerin Heike Cloß. Es handele sich zwar nur um einen Tag, aber das Geld, das der Saarländer woanders ausgibt, sei ausgegeben und so ein Verlust für die saarländis­che Wirtschaft. „Wir haben mehr Feiertage als der Bundesdurc­hschnitt. Da ist es völlig klar, dass die Wirtschaft belastet wird“, erläutert Cloß.

 ?? FOTO: WOLFGANG DEGOTT ?? In Ormersvill­er/Lothringen bei Peppenkum/Saarland wird Mariä Himmelfahr­t seit mehreren Jahren mit einem deutsch-französisc­hen Begegnungs­fest gefeiert. So auch gestern.
FOTO: WOLFGANG DEGOTT In Ormersvill­er/Lothringen bei Peppenkum/Saarland wird Mariä Himmelfahr­t seit mehreren Jahren mit einem deutsch-französisc­hen Begegnungs­fest gefeiert. So auch gestern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany