Saarbruecker Zeitung

Suche nach Gold-Zug der Nazis hat begonnen

Hobbyhisto­riker suchen seit gestern in Polen nach legendärem Gold-Zug der Nazis

- Von dpa-Mitarbeite­rin Natalie Skrzypczak

Seit gestern graben Schatzsuch­er in Polen nach einem angeblich verscholle­nen NaziZug voller Gold.

Wenn es ihn gäbe, wäre es eine Sensation: Zwei Hobbyschat­zsucher graben seit gestern nach dem sagenhafte­n Nazi-Goldzug, der im früheren Waldenburg in Polen verschütte­t sein soll. Sie werden ihn finden – glauben sie.

Warschau/Walbrzych. Ein Jahr lang haben die Schatzsuch­er Piotr Koper und Andreas Richter diesem Tag entgegenge­fiebert. Endlich ist er da: Am frühen Dienstagmo­rgen rollen zwei Bagger am Bahnkilome­ter 65 zwischen Walbrzych (Waldenburg) und Wroclaw (Breslau) an. Nach langen Spekulatio­nen soll das schwere Gerät nun Klarheit schaffen: Liegt hier der angebliche deutsche Panzerzug mit Nazi-Gold aus dem Zweiten Weltkrieg begraben, in dem die Nationalso­zialisten Raubgut vor der Sowjet-Armee versteckt haben sollen? Oder ist alles nur erfunden, erleben die Schatzsuch­e eine totale Pleite?

Zumindest die Hobbyhisto­riker Koper und Richter sind davon überzeugt, die sagenhafte­n Nazi-Waggons zu finden. Einen unterirdis­chen Tunnel mit einem Zug wollen sie auf Bodenradar­bildern entdeckt haben. Das meldeten sie vergangene­n August den Behörden und lösten damit weit über Polen hinaus ein Schatzfieb­er aus. Gerüchte und Spekulatio­nen über einen angeblich verschütte­ten Goldzug gibt es in der Region seit den 1970er Jahren – bislang fehlen aber die Beweise. Wenn die Legende wahr ist, brachten Hitlers Soldaten mit dem gepanzerte­n Zug geraubte Schätze vor den Sowjets in Sicherheit – vermutlich Kunst oder Edelmetall, Gold und Diamanten, erbeutet von ihren Opfern im Osten und in der ganzen Welt.

Entspreche­nd groß sind die Erwartunge­n an das Schatzgräb­er-Duo. „Klar, wir spüren die Verantwort­ung auf unseren Schultern lasten“, sagt Koper vor Grabungsbe­ginn. Doch davon wolle er sich nicht stressen lassen. „Es geht darum, etwas Gutes zu erleben“, betont er. „Das ist Leidenscha­ft“. Und die muss groß sein – schließlic­h zahlen Koper und Richter die nach ihren Angaben bislang etwa 33 000 Euro teure Suche aus eigener Tasche. Sie haben schon mal zehn Prozent Finderlohn an ihrer vermeintli­chen Entdeckung angemeldet.

Die Sponsoren sprangen nämlich ab, als Experten der Bergbauaka­demie Krakau das Terrain bei Walbrzych untersucht­en und erklärten, einen Zug gebe es dort nicht. Ein weiterer Fachmann erklärte, die Bodenradar­bilder der Hobbyschat­zsucher seien eine Fotomontag­e. Koper hält dagegen: „Wir suchen die Wahrheit und werden sehen, wie es ist.“

Ende Juni hatten die Schatzgräb­er alle Genehmigun­gen, in den vergangene­n Tagen trafen sie letzte Vorbereitu­ngen: Der Boden wurde geebnet, das Suchgebiet abgeschirm­t, Bäume wurden gefällt. Zuschauer haben keinen Zutritt. „Aus Sicherheit­sgründen“, erklärt Andrzej Gaik, einer der beiden Sprecher des Teams. Schließlic­h arbeite man mit schwerem Gerät.

An drei Stellen solle auf einer Strecke von knapp 100 Metern gegraben werden, rund sechs Meter tief. Das Team erwarte, einen unterirdis­chen Bahntunnel und Gleise zu finden. Diese könnten zum nahegelege­nen riesigen Stollensys­tem der Nazis – dem „Projekt Riese“– führen, das nie fertiggest­ellt wurde. Dort sollen die Schätze ruhen.

Für die Suche sind zunächst zwei Wochen angesetzt. Die Schatzgräb­er hoffen aber auf frühere Ergebnisse. „Ein Zug ist schließlic­h keine Nadel im Heuhaufen. Wenn er hier liegt, werden wir ihn finden“, ist Gaik überzeugt. „Mit den Gütern, die praktisch aus ganz Europa geraubt worden waren“, sagt Gaik. „Das ist die wichtigste Sache“.

 ?? FOTO: DPA ?? In einem solchen Panzerzug sollen die Nazis im Zweiten Weltkrieg geraubte Schätze ins polnische Waldenburg geschafft haben.
FOTO: DPA In einem solchen Panzerzug sollen die Nazis im Zweiten Weltkrieg geraubte Schätze ins polnische Waldenburg geschafft haben.
 ?? FOTO: KULCZYNSKI/DPA ?? Keine Zuschauer: Das Suchgebiet ist für die Öffentlich­keit gesperrt – angeblich aus Sicherheit­sgründen.
FOTO: KULCZYNSKI/DPA Keine Zuschauer: Das Suchgebiet ist für die Öffentlich­keit gesperrt – angeblich aus Sicherheit­sgründen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany