Saarbruecker Zeitung

Der Blaublüter des Boulevards

ARD-Dokumentat­ion zeigt Schein und Sein im Leben von Rüpelprinz Frédéric von Anhalt

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Nach seiner Adoption wurde er zum „Prinz Hollywood“: Frédéric von Anhalt lebt von seinem Titel, ist aber nicht dafür bekannt, eine adelige Figur zu machen. Der Beitrag blickt hinter die Fassade des royalen Rüpels.

Saarbrücke­n. Die meisten, die Frédéric von Anhalt heute noch kennen, erinnern sich wohl an ihn, weil er im Jahr 2005 in dem Pro 7-Format „Die Burg“ins Badewasser von Mitkandida­tin Kader Loth urinierte. Seither trägt er in der Boulevardp­resse den Titel „Pipi-Prinz“. Dies ist die unrühmlich­e Krönung des Versuchs eines gelernten Bankkaufma­nns und Sauna-Betreibers, sich einen adeligen Anstrich zu verleihen. 1980 ließ sich der geborene Hans-Robert Lichtenber­g gegen eine Leibrente von der 81-jährigen Marie Auguste Prinzessin von Anhalt adoptieren. Und seit seiner Heirat mit Hollywood-Diva Zsa Zsa Gabor 1986 tritt Frédéric als Promi in Erscheinun­g, der mit allen Mitteln im Scheinwerf­erlicht stehen will. Warum wurde er der, der er ist, und was sagt seine Selbstinsz­enierung über den Boulevard und das „System Hollywood“aus? Dies ergründet der Film von Nicola Graef, die bereits 2011 mit einem Porträt von Skandalmod­el Kate Moss in die Welt der Stars und Sternchen vordrang. Prinz Frédéric von Anhalt liebt es, vor seiner Villa in dem Nobelstadt­teil Bel Air zu posieren. Das Anwesen mit Blick aufs Meer wurde 1955 von Industrieb­aron Howard Hughes gebaut.

Erstmals lässt der 72-jährige Frédéric von Anhalt Einblick in sein Leben in Los Angeles gewähren. Er versteht sich als Animateur der vergnügung­ssüchtigen Gesellscha­ft der Traumfabri­k und hält ihr ironisch den Spiegel vor. Der Prinz nimmt die Zuschauer mit bei seinen Besuchen auf dem roten Teppich, zum Einkaufen in den Edel-Boutiquen und packt sein privates Fotoalbum aus, ein Geschichts­und Geschichte­nbuch Hollywoods par excellence. Unbekannte­s über die Leinwand-Ikone

Gabor wird erzählt und lässt ahnen, dass es schon vor 30 Jahren um die richtige Inszenieru­ng in der Öffentlich­keit ging. Eine ausschließ­liche Scheinehe führen die beiden inzwischen dennoch nicht, denn seit über zehn Jahren pflegt Frédéric seine heute 99-jährige Frau, Nacht für Nacht.

In den 80er-Jahren sah das wohl anders aus: Denn als der Prinz nach Hollywood kam, war ihm eines ganz klar: „Man braucht eine gute Story und ein Bild, das sich die Leute von

einem einprägen können.“Was hat diese Glamour-Welt aus dem Jungen aus Rheinland-Pfalz gemacht? Welche ist nun seine eigene Geschichte? Hat ihn das Leben in der Filmmetrop­le wirklich weniger einsam gemacht? Die Dokumentat­ion zeigt bislang unbekannte Seiten des Prinzen und lässt unter anderem auch seinen Bruder, Schulfreun­de von früher und Konsul Weyer zu Wort kommen.

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FOTO: ARD

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