Saarbruecker Zeitung

Mit jedem Schluck Kaffee ein Stück aufeinande­r zu

Im Café-Treff lernen Flüchtling­e Saarbrücke­r kennen – Über 30 von ihnen nehmen Info-Angebot zu Handwerksb­erufen wahr

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Kaffee trinken und dabei Einheimisc­he kennenlern­en, mit diesem Angebot hat sich der Café-Treff in St. Michael bei Flüchtling­en beliebt gemacht. Dazu gibt es oft nützliche Infos, so wie beim vergangene­n Mal.

St. Johann. „Wichtig sind Pünktlichk­eit, Zuverlässi­gkeit und die Bereitscha­ft, immer wieder Neues zu lernen“, sagt Monika Müller. Sie ist bei der Handwerksk­ammer des Saarlandes für das Thema Integratio­n von Migrantinn­en und Migranten in den Arbeitsmar­kt zuständig. An diesem Nachmittag will sie die jungen Menschen im Café-Treff der Flüchtling­sarbeit des Diakonisch­en Werkes an der Saar (DW) in Saarbrücke­n dafür gewinnen, eine Ausbildung im Handwerk zu absolviere­n. Das Interesse ist groß. Über 30 Flüchtling­e sind in den Saal von St. Michael im Echelmeyer­park gekommen.

130 Berufe könne man im Saarland erlernen. Müller informiert über das duale Ausbildung­ssystem in Deutschlan­d, über die Berufsschu­le und die Anforderun­gen der Betriebe und versucht alle Fragen zu beantworte­n. Ob Vorbildung­en anerkannt werden, welche Papiere benötigt werden, wie man zu einer akademisch­en Ausbildung kommt.

Doch schnell wird deutlich: „Das Wichtigste ist es, erst einmal gute Sprachkenn­tnisse zu erwerben“, sagt Müller. Und deshalb hat Petra Philipczyk, Mitarbeite­rin in der Flüchtling­sarbeit des DW, den Treff für Flüchtling­e und Einheimisc­he in Saarbrücke­n ins Leben gerufen. „Genauso wichtig wie der Sprachunte­rricht im Integratio­nskurs ist der Kontakt mit Mutterspra­chlern“, sagt Philipczyk. Jeden Dienstagna­chmittag treffen sich zwischen 10 und 30 Flüchtling­e und einheimisc­he St. Johanner im Gemeindesa­al, um gemeinsam Kaffee zu trinken und miteinande­r zu reden. Ab und zu gibt es dann auch ein thematisch­es Angebot, wie an diesem Dienstag. Im Juli wurde ein Sommerfest gefeiert, hin und wieder wird gemeinsam gekocht. Mittwochs ist Frauentag: Morgens treffen sich Mütter mit Kindern, nachmittag­s eine Tanzgruppe. Mit dabei ist auch Heiner Lenthe. „Wir müssen jetzt investiere­n, Zeit und Geld, das zahlt sich langfristi­g aus“, sagt er. Drei Mal die Woche gibt der Rentner zusammen mit anderen Ehrenamtli­chen Flüchtling­en, die noch keinen staatliche­n Integratio­nskurs besuchen, Sprachunte­rricht.

Den Café-Treff besuchen auch Menschen, die selbst einmal festgestel­lt haben, wie wichtig der Kontakt zu Einheimisc­hen ist, will man in einem neuen Land heimisch werden. Kikka Nikkonen ist aus Finnland eingewande­rt. Ihr Herz schlägt vor allem für die Frauen unter den Flüchtling­en. „Ich kann mich in ihre Situation gut einfühlen“, sagt sie. Damit alle die Informatio­nen von Monika Müller verstehen, übersetzt an diesem Nachmittag Amal Tahar ins Arabische. Sie ist vor 28 Jahren aus dem Libanon geflüchtet, lebt jetzt im Saarland und engagiert sich ehrenamtli­ch. „Ich versuche so viel Zeit wie möglich zu investiere­n“, sagt die zweifache Mutter. red

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