Saarbruecker Zeitung

Zahn um Zahn

Die Mundgesund­heit der Deutschen ist so gut wie nie – Dennoch gibt es Missstände

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Die Deutschen putzen ihre Zähne gründliche­r, sie lassen sie regelmäßig von Profis reinigen, und fast 80 Prozent gehen regelmäßig zur Kontrolle. Doch in der Versorgung älterer, pflegebedü­rftiger Menschen gibt es erhebliche Defizite. Dazu wichtige Fragen und Antworten.

Was kann der Mensch für gute Zähne tun? Putzen, putzen, putzen – zumindest morgens und abends, aber nach Möglichkei­t auch nach den Mahlzeiten – ob mit normaler oder elektrisch­er Zahnbürste sei grundsätzl­ich egal, heißt es. Hauptsache mindestens zwei Minuten. Letztlich kommt es darauf an, dass man die Zähne säubert. Elektrisch­e Zahnbürste­n können allerdings bei Menschen sinnvoll sein, deren Bewegungsf­reiheit eingeschrä­nkt ist. Bei Kindern können sie spielerisc­hen Anreiz zum Zähneputze­n bewirken. Grundsätzl­ich stelle man fest, dass das Bewusstsei­n der Bevölkerun­g für die Mundgesund­heit gewachsen ist, sagt der Präsident der Bundeszahn­ärztekamme­r, Peter Engel. Fast 80 Prozent lassen ihre Zähne regelmäßig vom Zahnarzt checken. Der Zahnarzt ist der am häufigsten besuchte Facharzt. Doch Menschen aus sozial schwachen Gesellscha­ftsgruppen profitiere­n nicht in gleichem Maße von diesem Trend wie die breite Bevölkerun­g.

Was ist das Problem bei älteren Pflegebedü­rftigen? Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientens­chutz, Eugen Brysch, wirft den Zahnärzten vor, sich nicht um die Mundgesund­heit von Pflegebedü­rftigen in Heimen zu kümmern. Die Menschen sind häufig nicht mehr beweglich genug, um zum Zahnarzt zu gehen. „Bei der Hälfte der Bewohner liegt der letzte Zahnarztbe­such mehrere Jahre zurück“, sagte er. Der Gesetzgebe­r müsse die Kassenzahn­ärzte verpflicht­en, regelmäßig im Pflegeheim zu behandeln. Was sagen die Zahnärzte dazu? Sie haben das Problem erkannt. Pflegebedü­rftige zwischen 75 und 100 Jahren hätten häufiger Karies und weniger eigene Zähne als die Altersgrup­pe insgesamt. Der Chef der Kassenzahn­ärztlichen Bundesvere­inigung, Wolfgang Eßer, sagte gestern bei der Vorstellun­g der Fünften Deutschen Mundgesund­heitsstudi­e, grundsätzl­ich sei die Kooperatio­n freiwillig. Aber die Zahnärzte müssten sich hier bewegen.

Was liegt bei der Parodontos­eBehandlun­g im Argen? So sehr sich die Zahnärzte über den Erfolg besonders gegen Karies freuen können – bei Parodontos­e gibt es noch erhebliche­n Behandlung­sbedarf. Im Grunde dauert die Behandlung lange und braucht Geduld bei Arzt und Patient. Laut Eßer fehlt vor allem eine vernünftig­e Nachsorge, die einen Behandlung­serfolg langfristi­g sichert. Anderersei­ts bedarf die Behandlung vieler Aufklärung­sgespräche des Zahnarztes mit dem Patienten. Doch die „sprechende Zahnheilku­nde“werde schlecht vergütet, meint Eßer. Hier müssten die gesetzlich­en Krankenkas­sen mitspielen.

Wie ist die Versorgung in Schulen? Die Zahnunters­uchung in Schulen wird durch den öffentlich­en Gesundheit­sdienst abgedeckt. Doch der Dienst funktionie­rt in den einzelnen Bundesländ­ern unterschie­dlich gut. Er könne vom Staat durchaus besser unterstütz­t werden, heißt es bei den Zahnärzten. dpa

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FOTO: SEIDEL/DPA Tägliche Zahnpflege ist bei den meisten Deutschen selbstvers­tändlich.

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