Saarbruecker Zeitung

Saarland macht bei der Bildung größte Fortschrit­te

Kurzfristi­ger Bedarf wegen Integratio­n von Flüchtling­en

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Köln/Saarbrücke­n. Das Saarland hat sich im bundesweit­en Bildungsve­rgleich in den vergangene­n drei Jahren am stärksten verbessert. Der „Bildungsmo­nitor“des Instituts der deutschen Wirtschaft sieht das Land derzeit auf Rang sechs. Gegenüber 2013, dem Ausgangsja­hr der Studie, legte das Saarland um 9,2 auf 51,1 Bewertungs­punkte zu. Spitzenrei­ter Sachsen erhielt 69,6 Punkte.

Die Forscher loben im Saarland vor allem, dass die soziale Herkunft für den Bildungser­folg eine eher geringe Rolle spielt. Zudem liege die Zahl der ausländisc­hen Schüler mit Abitur über dem Bundesschn­itt. Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon erklärte, das Konzept der individuel­len Förderung der Schüler zahle sich nun aus. Kritisch sehen die Experten dagegen die hohe Zahl der Lehrer im Saarland, die wegen Dienstunfä­higkeit vorzeitig pensionier­t werden.

Kindergärt­en und Schulen sind wichtig für die Chancen von Jungen und Mädchen – erst recht, wenn sie als Asylsuchen­de gekommen sind. 3,5 Milliarden Euro für die Bildung fordern Wirtschaft­sforscher – schnell.

Berlin. Für die vielen jungen Flüchtling­e in Deutschlan­d sind laut einer Studie kurzfristi­g Milliarden für die Bildung nötig – für den Staat macht sich dies aber auch wieder bezahlt. Schon im nächsten Jahr dürften zusätzlich­e 3,45 Milliarden Euro für Kindertage­sstätten, Schulen, Berufsausb­ildung und Hochschule­n erforderli­ch sein, davon 42 Millionen im Saarland. Das geht aus dem gestern in Berlin vorgestell­ten „Bildungsmo­nitor 2016“hervor, den das arbeitgebe­rnahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der arbeitgebe­rfinanzier­ten Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft (INSM) erstellt hat. Gebraucht würden etwa 98 500 weitere Kita-Plätze und Lehrer für 200 000 zusätzlich­e Schüler.

„Die Länder müssen der Bildung in den öffentlich­en Haushalten einen höheren Stellenwer­t einräumen“, sagte Studienlei­ter Axel Plünnecke. Aus humanitäre­r Sicht sei dies geboten. „Auch fiskalisch können sie sich langfristi­g über eine bessere Arbeitsmar­ktintegrat­ion der Flüchtling­e rechnen“, erläuterte der IW-Forscher. Er verwies etwa auf eingespart­e Sozialleis­tungen und zusätzlich­e Steuereinn­ahmen. INSMGeschä­ftsführer Hubertus Pellengahr sagte, der schnellste Weg in die Gesellscha­ft führe über gute Bildung und Ausbildung.

Aktuell gebe es bei der Integratio­n aber sogar Rückschrit­te, heißt es in der Studie. So sei der Anteil ausländisc­her Kinder, die die Schule abbrechen, binnen eines Jahres von 10,7 Prozent auf nun 11,9 Prozent gestiegen. Die Wirtschaft­sforscher empfehlen, dass möglichst alle Flüchtling­skinder im entspreche­nden Alter in Kitas gehen. Erzieher sollten für das Vermitteln von Deutsch als Fremdsprac­he qualifizie­rt werden. Möglichst rasch sollten Flüchtling­skinder in reguläre Klassen kommen. An Hochschule­n, an denen im nächsten Jahr 17 000 zusätzlich­e Studenten zu erwarten seien, sollte es etwa Sprachkurs­e geben.

Im jährlichen Vergleich der Bildungssy­steme der Bundesländ­er liegen laut Studie erneut Sachsen, Thüringen und Bayern auf den ersten drei Plätzen. Baden-Württember­g und Hamburg folgen. Auf den drei letzten Plätzen des Länderverg­leichs landen Nordrhein-Westfalen, Brandenbur­g und Berlin.

Das Kölner Institut untersucht für den „Bildungsmo­nitor“mehrere Faktoren, die den Beitrag des jeweiligen Bildungssy­stems zur Fachkräfte­sicherung für die Wirtschaft beschreibe­n sollen. dpa/kes

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Ulrich Commerçon

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