Saarbruecker Zeitung

Union will offenbar eingeschrä­nktes Burka-Verbot

Auch Innenminis­ter de Maizière auf Linie der Kanzlerin

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Berlin. Die Unions-Innenminis­ter haben im Streit über ein Verbot der Vollversch­leierung offenbar eine Einigung erzielt: Das Tragen etwa der Burka soll nur in bestimmten Bereichen verboten werden, heißt es nach Informatio­nen des ZDF in der Neufassung der „Berliner Erklärung“. Sie soll heute beim Treffen der Minister beschlosse­n werden. Das Verschleie­rungsverbo­t soll im öffentlich­en Dienst, in Kitas, Schulen und Universitä­ten sowie vor Gericht gelten. Verstöße gegen das Verbot wollen die Minister als Ordnungswi­drigkeit ahnden.

Berlin. Bundeskanz­lerin Angela Merkel lehnt wie ihr Innenminis­ter Thomas de Maizière (beide CDU) ein generelles Burka-Verbot ab, das auch aus den eigenen Reihen gefordert wird. Im Gespräch mit den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d (Freitagsau­sgaben) machte Merkel zugleich deutlich, dass sie die Vollversch­leierung von Frauen als Integratio­nshinderni­s sieht. „Aus meiner Sicht hat eine vollversch­leierte Frau in Deutschlan­d kaum eine Chance, sich zu integriere­n“, sagte die Kanzlerin. Merkel ließ den Angaben zufolge offen, ob sie die Möglichkei­t sieht, Vollversch­leierung in bestimmten Fällen zu verbieten. Die Kanzlerin sagte: „Es geht hier um eine politische und rechtliche Abwägungsf­rage, für deren Lösung Innenminis­ter Thomas de Maizière meine volle Unterstütz­ung hat.“

De Maizière sagte gestern in Stuttgart, das Gesicht zu zeigen und sich in die Augen zu schauen, sei „konstituti­v für unsere Gesellscha­ft“. Es müsse nun darüber diskutiert werden, „wie man dazu kommt, dass das alle so finden“. De Maizière geht davon aus, dass ein generelles Burka-Verbot in Deutschlan­d vor dem Verfassung­sgericht nicht bestehen würde.

Bayerns Ressortche­f Joachim Herrmann (CSU) hat hingegen eine offene Debatte über ein Burka-Verbot in Deutschlan­d gefordert. Unmittelba­r vor dem Treffen der Unions-Innenminis­ter von Bund und Ländern zum Thema innere Sicherheit heute in Berlin sagte er dem „Straubinge­r Tagblatt“, dass „wir eine offene Diskussion darüber führen müssen, wie wir diesen Fremdkörpe­r in Deutschlan­d möglichst klein halten können“. afp/kna

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