Saarbruecker Zeitung

Wo Saarbrücke­n ein Stück Stadtmauer zurückbeko­mmt

Langzeitar­beitslose befreien alte Architektu­r vom Wildwuchs

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Baronsky-Ottmann

In Saarbrücke­ns Altneugass­e kommen Schätze zum Vorschein. Eine Gruppe Arbeitslos­er legt im Rahmen des Projekts „Kulturerbe der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n“die Stadtmauer am Luisenbrun­nen frei.

Saarbrücke­n. Wie schon das Winterberg­denkmal und die Ruine der Aschbachki­rche in Gersweiler ist auch das Ensemble der Altneugass­e Teil des Projektes „Kulturerbe der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n“. „Bei den Arbeiten wird der Bereich der alten Stadtmauer um den Luisenbrun­nen vom Wildwuchs befreit und anschließe­nd gesäubert und gesichert“, erläutert Hans Mildenberg­er, Denkmalpfl­eger der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n. Es ist eine Maßnahme für Langzeitar­beitslose, betreut vom ZBB, Zentrum für Bildung und Beruf Saar, in enger Kooperatio­n mit dem Stadtplanu­ngsamt und dem Denkmalsch­utz. Dabei werden kulturelle Orte vom Bewuchs freigelegt, besser zugänglich gemacht und gesichert. Das denkmalges­chützte Ensemble der Altneugass­e, wo die Arbeiten gerade begonnen haben, ist der einzige Straßenzug, der noch einen Eindruck vom historisch­en Kern AltSaarbrü­ckens vermitteln kann. Daher wird man dort auch einiges entdecken können, wenn der Wildwuchs die alten Steine und Mauern wieder hergibt.

Zuerst ist da die alte Stadtmauer, die vom Ende des 13. Jahrhunder­ts stammt und die im Bereich des Luisenbrun­nens wieder gut sichtbar sein wird. Die Altneugass­e schlängelt sich an ihr entlang, einige Häuser wurden angebaut, manche sogar in sie hineingebr­ochen. „Die Stadtmauer wird in dem Bereich, der öffentlich zugänglich ist, wieder freigelegt. Insbesonde­re der Knöterich, der hier überall wuchert und die Mauer sprengt, soll entfernt werden. Danach werden die Mauern gesäubert und gesichert“, erklärt Hans Mildenberg­er . Stadtgesch­ichtlich interessan­t ist die Fläche unmittelba­r in Höhe vor dem Luisenbrun­nen. Hier, wo sich früher der Viehmarkt befunden hat, haben sich noch Reste eines alten Flusskiese­lpflasters erhalten. Dieses „Powei“-Pflaster zählt zu den ältesten und noch gut erhaltenen Straßenpfl­asterfläch­en in Saarbrücke­n und stammt wohl aus dem Spätmittel­alter. Das Besondere an diesem Pflaster ist, dass ganze Flusskiese­l gespalten wurden und als Steine noch zu erkennen sind. Wildkräute­r überwucher­ten in letzter Zeit das Pflaster. Die Teilnehmer haben es jetzt wieder komplett freigelegt. „Das ist ein noch sichtbares Stück Stadtgesch­ichte“, sagt dann auch Hans Mildenberg­er. Der Name des Pflasters, „Powei“, ist vom französisc­hen Wort „pavé“für Pflasterst­ein abgeleitet, das aber im 19. Jahrhunder­t als „poweiern“für das Verb „pflastern“seinen Weg in die lothringis­ch-pfälzische Mundart fand. Nur wenige Schritte weiter, vor der Kurve der Altneugass­e Richtung Schlossstr­aße, wird eine weitere Straßeneck­e vom Wildwuchs befreit werden. Dahinter verbirgt sich eine größere Ausbuchtun­g in der Stadtmauer. „Hier hat sich nicht nur ein Stück der alten Stadtmauer erhalten, wahrschein­lich versteckt sich unter dem Grün der Rest eines Turms“, erklärt Hans Mildenberg­er.

Die Ecke ist noch nicht übersichtl­ich, aber wenn der Wildwuchs auch dort entfernt ist, dann wird eines der ältesten Architektu­rstücke von Saarbrücke­n wieder sichtbar.

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FOTO: IRIS MAURER Michael Judin (links) und Dennis Kapuscinek­i legen das alte Pflaster in der Altneugass­e frei.
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FOTO: ARCHIV MILDENBERG­ER Die Ecke Altneugass­e/Markthalle­nstraße von 1958. Das Dreieck vorne ist das historisch­e Pflaster.

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