Foto aus Aleppo rührt Menschen weltweit
Hilfsorganisationen üben Kritik an Veröffentlichung
Das Foto eines verletzten Fünfjährigen aus Aleppo geht um die Welt. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf das Leiden im syrischen Bürgerkrieg.
Köln/Duisburg. Das Foto eines verletzten Jungen aus der umkämpften syrischen Stadt Aleppo hat gestern die Menschen weltweit berührt. Die Aufnahme des fünfjährigen Jungen stammt aus
Enorme Symbolik
Unzählige Male sind in Syrien Tod und Terror fotografiert, gefilmt und in sozialen Netzwerken oder anderen Medien dokumentiert worden. Das Grauen ist aber so alltäglich, weshalb es oft nicht mehr wahrgenommen wird. Vielleicht ändert sich das jetzt. Das Bild des kleinen Jungen, der verdreckt und apathisch auf einer Bank sitzt, nachdem er einen Bombenangriff in Aleppo überlebt hat, ist ein Bild von enormer symbolischer Kraft. Es bündelt vieles: die Qual des Kindes, den Horror des Krieges, Gefühle des Betrachters wie Mitleid, Trauer und Wut. Wer es von den politischen Akteuren immer noch nicht begriffen hat, dass endlich alles für den Frieden in dem Bürgerkriegsland getan werden muss, sollte sich dieses Bild anschauen. Von Moskau über Damaskus bis Washington. einem Video des „Aleppo Media Centers“, das die Plattform in der Nacht zum Donnerstag unter anderem auf Youtube im Internet verbreitete. Zu sehen ist, wie Sanitäter mehrere Kinder aus Trümmern bergen. Das aus dem Clip ausgekoppelte Foto zeigt Omran mit blutverschmiertem Kopf und staubbedeckt in einem Rettungswagen. Medien weltweit veröffentlichten das Bild. In den sozialen Netzwerken wurde der Junge schnell zum „Gesicht des Krieges“.
Deutsche Hilfsorganisationen reagierten zurückhaltend auf das Bild des fünfjährigen Omran. „Wir würden es so nicht zeigen, weil wir Menschen grundsätzlich nicht als Opfer darstellen“, sagte die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel in Berlin. Ähnlich äußerten sich Unicef und Misereor. Die Kindernothilfe sprach von einem Grenzfall, würde das Bild aber verwenden.
Die Gräuel des Syrien-Konflikts seien bekannt, es stelle sich deshalb die Frage, warum Darstellungen von Opfern weiter verbreitet würden, argumentierte Füllkrug-Weitzel. „Es gibt eine Tendenz, nur noch auf Bilder zu reagieren“, sagte sie. Die Kämpfe um Aleppo wertete sie als „dramatischste Missachtung des Lebens und des Lebensrechts der Bevölkerung“. Das allein sollte für die Völkergemeinschaft genügen, darüber nachzudenken, dass man jetzt dringend handeln müsse.