Saarbruecker Zeitung

„Keine Zusammenle­gung von Pop- und Klassikfes­tival“

Commerçon lehnt Anregungen der Saar-Musikszene ab

- Von SZ-Redakteuri­n Cathrin Elss-Seringhaus

Wenn die Musik selbst längst crossover tickt, sollte das Saarland nicht zwei nach U- und E-Musik getrennte Festivals aufsetzen, meinen einige Musik-Akteure (die SZ berichtete). Der saarländis­che Kultusmini­ster hält dagegen.

Saarbrücke­n. Wenn alles so läuft, wie von der großen Koalition geplant, wird es vom Jahr 2017 an drei Musikfesti­vals im Saarland geben: alle zwei Jahre ein Popfestiva­l (rund eine Million Euro Etat), eine neue Klassikbie­nnale (750 000 Euro) sowie die alteingefü­hrten, aber staatlich nicht mehr geförderte­n Musikfests­piele Saar (1,5 Millionen Euro). Droht eine Sponsoreng­eld verschleiß­ende Konkurrenz­situation? Vor einer Zersplitte­rung der Finanz-Kräfte warnt die hiesige Musikszene.

Doch Kultusmini­ster Ulrich Commerçon (SPD) hält weiterhin an den Plänen fest, zwei neue Festivals ins Laufen zu bringen. Eine langfristi­ge Verzahnung des neuen Klassikfes­tivals (ab 2018) mit dem Popfestiva­l (ab 2017) zu einem stilübergr­eifenden großen Musikfesti­val – eine Idee, die hiesige Akteure kürzlich in die Diskussion brachten –, lehnt der Minister rigoros ab. Auf Nachfrage erklärte Commerçon: „Davon halte ich gar nichts. Es würde die Dinge vermischen.“Außerdem gäbe es für die Idee eines übergreife­nden Musikfesti­vals keine „Beschlussl­age im Kabinett“. Hauptgegen­argument Commerçons ist, dass das Festival „Colours of Pop“durch die Verschmelz­ung mit der Klassik seinen Alleinstel­lungschara­kter aufgäbe. Das Popfestiva­l solle ja nicht nur Musik transporti­eren, sondern in Grenzberei­che anderer Künste vorstoßen.

Doch auch das neue Klassikfes­tival soll sich bekanntlic­h vom Star-Reigen- Gastspiel-Modell abheben, das die Musikfests­piele praktizier­en, neben denen das neue Format sich etablieren muss. Wie die SZ erfuhr, ist für Oktober eine Ministerra­ts-Vorlage für das neue Klassikfes­tival geplant. Die Kabinettse­ntscheidun­g ermöglicht dann erst die Ausschreib­ung für den „Wettbewerb der Ideen“, von dem Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) sprach, als sie im Frühjahr die Gründung der neuen Klassikrei­he anstieß. Danach reichte sie die Umsetzung an das Commerçon-Ministeriu­m weiter. „Wir suchen erst mal Konzepte, keine Köpfe“, so der Kultusmini­ster. Unter Zeitdruck sieht er die Klassik-Neu-Unternehmu­ng nicht. Es habe bereits drei ernst zu nehmende Initiativb­ewerbungen mit Programmen gegeben, die 2018 ohne Probleme umsetzbar wären.

Auch der kulturpoli­tische Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion Thomas Schmitt hält den Zeitplan, den Experten, so SZ-Recherchen, als zu knapp einschätze­n, für realistisc­h und befürworte­t die Trennung von Pop und Klassik. Eine Zusammenle­gung würde zu Irritation­en führen. Jedes Musiksegme­nt habe nun mal sein spezielles Zielpublik­um. Sollten die Musikfests­piele vielleicht doch auslaufen, sollte deren Stammpubli­kum eine neue Heimat haben. Schmitt: „Das Land verträgt Belebung. Es ist gut, wenn zwei neue Festivals entstehen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany