Saarbruecker Zeitung

Sommer-Interview SZ-Serie

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Wie, unfreiwill­ig?

Nein. Wir müssen ja unsere Anlage kontrollie­ren, und weil die Walzen mit Wasser laufen, werden wir natürlich nass.

Das klingt aber unangenehm mit der ganzen Seife und alldem. Lenz: Die Seife ist nicht das Problem, sondern die Schwüle. Das macht es sehr anstrengen­d im Sommer.

Wie oft sind Sie denn da so am Duschen? Lenz: Manchmal bis zu 20-mal an einem Tag. Wir müssen zum und durch den Lack gezogen. Und bei einem von 20 000 Autos bricht vielleicht mal der Heckwische­r ab, weil die nur noch aus Plastik sind.

Eben ist das Stichwort Schwüle gefallen. Lenz: Dieses Jahr ist es ganz extrem. Weil der Sommer so nass ist, wächst auf manchen Autos sogar Moos. Wir versuchen es, mit unseren Hochdruckg­eräten aus den Falzen zu bekommen, das sind die Spalten zwischen angrenzend­en Karosserie­teilen.

Dann ist im Sommer anschei-

Die meisten Leute halten es nicht für nötig, ihr Auto im Sommer zu waschen. Aber im Sommer gibt es sehr aggressive­n Dreck. Die kleinen gelben Punkte zum Beispiel, die man jetzt auf vielen Autos sehen kann, ist Bienenkot mit mächtig Säure darin. Wenn man den nicht wegmacht, frisst er sich in den Lack hinein.

Welcher Dreck häuft sich im Sommer noch? Lenz: Vogeldreck, ist auch sehr aggressiv. Oder Bremsenabr­ieb. Der frisst sich in die Felge und lässt sich irgendwann nicht mehr entfernen.

Also sollte man sein Auto doch schon öfters waschen. Auch im Sommer. Lenz: Früher kamen die Saarbrücke­r zu automatisc­hen Waschstraß­en etwa zwölfmal pro Jahr, heute höchstens noch zweimal. Früher war es quasi

Und wer sind die, die in die Waschstraß­en fahren? Lenz: Da gibt es die Routinewäs­cher, die nach der Uhr und nach dem Kalender kommen. Dann die, die erst auftauchen, wenn man die Farbe nicht mehr erkennen kann. Und die Autoliebha­ber, die nach der Wäsche noch stundenlan­g die Scharniere putzen.

Welcher bestimmte Kunde kommt Ihnen jetzt in den Sinn? Lenz: Wir nennen ihn den Oberförste­r. Er kommt regelmäßig mit 20 Kilo Matsch auf dem SUV vorbei und ist einer von den wenigen, die ihren Geländewag­en noch dafür nutzen, wofür sie geschaffen sind.

Michael Lenz, 51, betreibt seit über 17 Jahren eine Waschstraß­e im Osten von Saarbrücke­n mit drei Mitarbeite­rn. Trotzdem kennt er den US-Film „Carwash“aus den Siebzigern nicht. Das will er ändern.

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