1060 Kilometer im Rollstuhl
Rollstuhltouren statt Radfahren – unterwegs mit Dieter Schmeer und Erna Houy
Seit dem Tod seiner Frau vor drei Jahren kümmert sich Dieter Schmeer täglich um seine Schwiegermutter Erna Houy. Durch Bischmisheim dreht das eingespielte Team mit dem Rollstuhl seine Touren.
Bischmisheim. „Ein Privatleben habe ich zwar nicht mehr, aber ich kümmere mich gerne um sie, denn sie hat es verdient“, sagt Dieter Schmeer, der für seine pflegebedürftige Schwiegermutter Erna Houy sorgt. „Erna war immer für uns da und hat sich um uns gekümmert. Nun bin ich für sie da“, erzählt der Rentner. Im Jahr 2013 verstarb seine Ehefrau und somit auch die Tochter seiner Schwiegermutter. Am Sterbebett versprach Dieter Schmeer seiner Frau, sich um ihre Mutter zu kümmern. Und das tut er mit Hingabe. In Bischmisheim sind die beiden schon bekannt. Oft sind sie draußen zusammen unterwegs. „Wir gehen fast jeden Tag mit dem Rollstuhl raus. Wir haben zwei Strecken, auf denen wir immer unterwegs sind. Unsere Lieblingsroute liegt zwischen Bischmisheim und Ensheim. Dort kann man bis nach Frankreich blicken“, erzählt der 70Jährige. Die beiden Strecken sind 9,5 und 5,1 Kilometer lang und stellen für Dieter Schmeer
Die Bischmisheimer kennen Dieter Schmeer und Schwiegermutter Erna Houy von ihrer fast täglichen Rollstuhltour.
auch eine gewisse körperliche Herausforderung dar. Er selbst ist Radsportler und hat in den letzten dreißig Jahren nach eigenen Angaben 481 000 Kilometer zurückgelegt. Die Touren mit seiner Schwiegermutter vergleicht er mit einer Mountainbikefahrt. „Das Rollstuhlschieben ist sehr anstrengend, und wir sind ja auch mindestens zwei Stunden draußen“, sagt er. Zwar kann er sich nicht mehr so stark auf den Radsport konzentrieren wie zuvor, aber dennoch freut er sich über die körperliche Aktivität mit seiner Schwiegermutter, die auch einen sportlichen Aspekt hat. Auch Erna Houy machen die Rollstuhltouren glücklich: „Ich bin sehr gern draußen, und die Touren bereiten mir viel Freude“, sagt die 96-Jährige.
Zusammen sind die beiden seit Januar dieses Jahres bereits 1060 Kilometer gefahren. Nur bei Regenwetter bleiben sie zu Hause. „Erna dreht dann ein paar Runden mit ihrem Rollator, um sich etwas zu bewegen“, erzählt Schmeer.
„Ich investiere viel Zeit in die Pflege und erhalte so viel Dankbarkeit zurück, denn Erna weiß es wirklich zu schätzen, dass ich mich um sie kümmere“, sagt der Rentner.
Gemeinsam mit seiner Schwiegermutter hat er den Tod seiner Ehefrau überwunden. Dies sei nur durch viele Gespräche möglich gewesen, welche ihnen beiden halfen, den Verlust zu verarbeiten. Denn auch für eine Mutter sei es schlimm, wenn das Kind zuerst geht.