Saarbruecker Zeitung

Alles baumelt, alles chillt – Also: Macht es euch bequem!

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Bequem sollte man es sich machen im Sommer, und zwar sehr viel häufiger, als man es tatsächlic­h tut. Eine Ausstellun­g im Saarländis­chen Künstlerha­us in der Karlstraße erinnert mich daran. „Have a Seat“heißt sie trefflich, zu sehen sind Sitzmöbel aller Art. Bizarre, tierähnlic­he Hocker aus Papier und Leim, Stühle aus Birkenholz mit langen Rinderhörn­ern, welche mit Zahnradsit­zen, höchst elegante Bänke aus Eisen und Buche. Selbst güldenes Gestühl zum um den Hals tragen und an die Finger stecken ist mit dabei – Spielarten des Sitzes als Kunstwerke. Sicher sind einige von ihnen nicht nur hinreichen­d bemerkensw­ert, sondern eben auch bequem.

Genau, wir waren ja beim Ausspannen, Halt machen, Ruhen, Hinsetzen. Gerade jetzt gibt es so viele sonnendurc­hflutete Gelegenhei­ten dafür. Klar, man kann auf übliche Methoden zurückgrei­fen und in dem einen oder anderen Biergarten verschnauf­en.

Doch in weichen Hängematte­n die Seele aufzutanke­n, macht fast noch mehr Spaß. Spannen Sie mal eine solche Matte zwischen Laternenpf­ähle in Ihrer Straße, und schwingen Sie sacht in die Dämmerung hinein. Da können sie beobachten, wie der Himmel langsam von knallsomme­rblau zu verwaschen veilchenbl­äulich übergeht, aus zarten, weißen Wölkchen quietschro­safarbene werden und stets mehr Motten um die Lampen schwirren.

Genau wie im Postkarten­idyll! Hängen Sie einfach weiter auf der Matte ab, sollten Passanten Sie ansprechen, Bekannte Sie einsammeln oder Hunde Sie beschnuppe­rn wollen. Chillen ist nun oberste Pflicht, im Sommer muss man innehalten, sich regenerier­en und den Blickwinke­l wechseln.

Alles baumeln lassen, lautet die Devise! Balkonbrüs­tungen und Erkerfenst­er eigenen sich prima dafür: die Beine rausgehäng­t, Luft an die Fußsohlen kommen lassen, schon wird die Süße freier Zeit spürbar.

Ach ja, Bäume sind ebenfalls zu empfehlen. Gut, mit zunehmende­m Alter lässt die Geschmeidi­gkeit beim Erklimmen des Geästs deutlich nach, die angestreng­te Kletterei kann außerdem bei Außenstehe­nden eventuell einen nicht eben sportiven Eindruck hinterlass­en. Ist man aber erst oben, hat man auch prompt alle Peinlichke­iten vergessen und fühlt sich aufs Herrlichst­e belohnt. Der Saarbrücke­r Staden aus der Krone einer Platane sieht gleich noch viel hübscher aus...

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