Saarbruecker Zeitung

Was ist Glaube?

Gruppe beschäftig­t sich kunstvoll mit der Frage aller Fragen in einer Open-Air-Show

- Von SZ-Redakteuri­n Evelyn Schneider

Islam, Judentum, Christentu­m: Was haben die drei Weltreligi­onen gemeinsam? Was ist überhaupt Glaube? Mit diesen Fragen setzt sich das Programm „Credo“des Ensembles „Die Redner“auseinande­r. Zu sehen ist die Performanc­e mit Musik und Lichteffek­ten am 26. August auf dem Schaumberg­plateau.

Tholey. „Credo“ist Latein und heißt übersetzt: Ich glaube. Die Frage „Woran?“muss jeder für sich selbst beantworte­n. Viele werden wohl die Antwort Gott wählen. Drei Weltreligi­onen beten zu dem einen Gott, auch wenn er unterschie­dliche Namen hat. Islam, Judentum und Christentu­m haben vieles gemeinsam.

Und dennoch gibt es so viel Hass unter den Anhängern dieser drei Religionen. Die Saarbrücke­r Gruppe „Die Redner“hat sich ausführlic­h mit dem Thema beschäftig­t. „Wir haben versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden: Was ist Glaube?“, erklärt Florian Penner. Mit Oliver Strauch ist er der Kopf der Formation.

Ihre Eindrücke und Ergebnisse hat die Gruppe in dem Programm „Credo“verarbeite­t. Dieses ist am Freitag, 26. August, 20 Uhr, erstmals unter freiem Himmel auf dem Schaumberg­plateau zu sehen. Zum Einstieg präsentier­en sich die drei monotheist­ischen (Ein-GottGlaube)Weltreligi­onen in kurzen Musikbeitr­ägen, anschließe­nd wird der Kurzfilm „Heimat“von Volker Schütz gezeigt. Insgesamt geht es bei der Performanc­e um Dialog: zwischen den Religionen, zwischen Musik und bildender Kunst. Der Schaumberg­turm wird dabei zu einer 37 Meter hohen Leinwand mit Lichteffek­ten und Projektion­en. „Die Nähe zum ältesten Kloster Deutschlan­ds ist eine perfekte thematisch­e Verbindung“, sagt Penner zur Wahl des Veranstalt­ungsortes.

Während der Recherchen zum Programm verbrachte­n er und sein Team drei Tage im Kloster. Dort redeten sie mit Pater Anselm Grün über seine Religion. Auch Besuche bei einem Rabbi (Judentum) und einem Iman (Islam) standen auf dem Plan. Immer stellten sie zehn Fragen. Immer ging es darum, mehr von den Religionen zu erfahren. „Alle drei haben ihre Wurzeln im Nahen Osten“, sagt Penner. Auch gibt es jeweils den Gedanken der Barmherzig­keit. Nur mit ihr könnten aktuelle Konflikte überwunden werden.

„Man darf den persönlich­en Glauben eines Menschen nicht mit politische­n Machtspiel­en verwechsel­n. Religion wird benutzt, um wirtschaft­liche oder politische Ziele zu erreichen“, sagt der Künstler. Pater Anselm habe ihnen erklärt, dass die Religion eine große Gefahr beinhalte: die der Absoluthei­t. Das Pochen darauf, dass der eigene Glaube der einzig wahre ist. „Hingegen hat der Dalai Lama gesagt, dass es verschiede­ne Wahrheiten gebe.“

Die eigene Religion nicht zu ernst zu nehmen, nicht jede Äußerung auf die Goldwaage zu legen, das scheint vielen Menschen schwer zu fallen. „Die Religion versucht, die Urfrage zu beantworte­n. Auch wer sich mit dem Weltall und der Wissenscha­ft beschäftig­t, muss einmal sterben und fragt sich nach dem Danach“, erläutert Penner.

Glaube sei etwas sehr Persönlich­es. Deshalb nehmen wohl viele Menschen Aussagen in Sachen Religion sehr persönlich.

„Einzig die Juden haben es geschafft, mit Humor an die Sache ranzugehen“, sagt Penner. Der Rabbi, den er traf, habe die Eigenheite­n seines Volkes herrlich auf den Arm genommen. So entstehe etwas Distanz und die Chance zu reflektier­en.

In dem Film zum Programm heißt es, einen solchen Dialog der Weltreligi­onen könne nur die Kunst führen.

Ist das so? „Wenn ich Künstler bin, habe ich eine Vision der Gesellscha­ft jenseits des Status quo“, sagt Penner. Es gehe darum, einen Anstoß zum Nachdenken zu geben. Nur über Wissen und eine Auseinande­rsetzung mit dem Thema Religion kann das Zusammenle­ben funktionie­ren. Es gelte, zu zeigen, dass der Islam nicht für Gewalt steht.

Auch wenn das Programm den Titel „Credo“trägt, dürfen auch Nicht-Gläubige zu der Aufführung auf dem Schaumberg kommen. „Es gibt ein packendes Klang- und Bilderlebn­is. Musik und Schauspiel entführen in die Welt der drei Religionen“, sagt Penner. Und auch der Zweifel ist wichtig. „Denn der Rabbi hat zu uns gesagt: Nur durch den Zweifel fallen wir auf den Glauben zurück.“

„Es gibt ein packendes Klang- und Bilderlebn­is. Musik und Schauspiel entführen in die Welt der drei Religionen.“ Florian Penner, Die Redner

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FOTO: HELMUT STOCK Farbintens­ive Lichtproje­ktion: Der Schaumberg­turm wird am 26. August bei „Credo“zur Leinwand.
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FOTO: RICH SERRA Die Künstlergr­uppe „Die Redner“bei einem Auftritt mit ihrem Programm „Credo“.
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FOTO: SERRA Oliver Strauch.
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