Saarbruecker Zeitung

Kampf um die Kirsche

Deutsche Handballer treffen im olympische­n Halbfinale heute auf Frankreich

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Europameis­ter gegen Weltmeiste­r, hungriger Herausford­erer gegen nimmersatt­en Olympiasie­ger: Die deutschen Handballer greifen gegen Frankreich nach der ersten Medaille seit 2004. Das Halbfinale steigt heute Abend in Rio.

Rio de Janeiro. Andreas Wolff hockte in Shorts und T-Shirt auf der schmalen Balustrade neben dem Mannschaft­sbus und wippte entspannt auf und ab. Aus seinen schwarz-rot-goldenen Kopfhörern dröhnte Rap-Musik. Beim Song „Cool Down“des Berliner Hip-Hoppers Silla lud der Torhüter seine Akkus für das Halbfinale der deutschen Handballer gegen Weltmeiste­r Frankreich auf.

Die Anspannung der vergangene­n Tage war nach der Viertelfin­al-Gala gegen Vize-Weltmeiste­r Katar (34:22) verflogen. Rechtzeiti­g zum Medaillenk­ampf kehrt jene Lockerheit und Angriffslu­st zurück, mit der sie im Januar die EM gerockt hatten. „Deutsche Mannschaft­en sind irgendwie immer Turnierman­nschaften“, sagte Wolff vor der heutigen Partie

Torhüter Andreas Wolff zeigt, wie euphorisie­rt die deutschen Handballer sind.

(20.30 Uhr) gegen das französisc­he Starensemb­le. Worte, die Nikola Karabatic und Co. als Drohung verstehen dürfen. Sieben Monate nach dem Triumph von Krakau spielt die Mannschaft von Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson in Rio um die erste Olympia-Medaille seit Silber 2004. „Der Gegner ist stark, aber ich würde auch nicht so gerne gegen unser Team spielen“, sagte Sigurdsson.

Während der Isländer das Wort Medaille auch in der Euphorie des Katar-Sieges nicht in den Mund nahm, wählte VerbandsVi­zepräsiden­t Bob Hanning eine vielsagend­e Metapher: „Der Kuchen stand da, gegen Katar kam die Sahne drauf und jetzt, jetzt wollen wir die Kirsche. Wir haben Lust und Hunger auf mehr.“

Zu dieser „Kirsche“führt wie gegen Katar nur eine starke Defensivle­istung. Der Mittelbloc­k mit Finn Lehmke und Hendrik Pekeler läuft von Spiel zu Spiel heißer, im Viertelfin­ale war er kaum noch zu überwinden. „Inzwischen“, sagte Wolff, „hat jeder verstanden, dass die Abwehr der Schlüssel zum Erfolg ist.“Sie wird gegen Frankreich in Bestform vonnöten sein, denn die Equipe Tricolore hat nach 2008 und 2012 den historisch­en GoldHattri­ck fest im Blick. sid

Im zweiten Halbfinale stehen sich heute Polen und Dänemark gegenüber (1.30 Uhr).

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