Saarbruecker Zeitung

Kameras auf Schulhöfen kommen

Neunkirche­r OB Fried verteidigt Plan – Video-Überwachun­g aber nur abends und nachts

- Von SZ-Redakteuri­n Ute Klockner

Seit 2012 hat die Stadt Friedrichs­thal Kameras an der Bismarcksc­hule installier­t – mit Genehmigun­g der Datenschüt­zer. Neunkirche­n plant nun Ähnliches. Doch der Vorstoß sorgt für Irritation­en in der Politik.

Neunkirche­n. Mit seinem Vorhaben, die Schulhöfe der städtische­n Grundschul­en mit Videokamer­as ausstatten zu wollen (wir berichtete­n), hat Neunkirche­ns Oberbürger­meister Jürgen Fried (SPD) große Empörung ausgelöst. „Wirklich übertriebe­n“findet die Linken-Abgeordnet­e Birgit Huonker den Plan, „ein Treppenwit­z“, meint der Grünen-Politiker Klaus Kessler.

Frieds Pressespre­cher Michael Müller stellte gestern auf SZ-Anfrage klar: „Die Videoüberw­achung wird kommen.“Allerdings beziehe sich das Vorhaben auf Zeiten außerhalb des Unterricht­s. In der Vergangenh­eit habe es mehrfach Fälle von Vandalismu­s gegeben, weswegen man sich für dieses Vorgehen entschiede­n habe. Noch würden Details abgestimmt, doch in Kürze werde man über die genauen Pläne informiere­n.

Unterstütz­ung bekommt der SPD-Politiker von der CDU: Man wolle sich dafür einsetzen, die rechtliche­n Voraussetz­ungen für den sinnvollen Einsatz einer Kameraüber­wachung unter der Wahrung der Persönlich­keitsrecht­e zu ermögliche­n. „Es ist unsere Aufgabe, die Bürgerinne­n und Bürger bestmöglic­h zu schützen – egal ob in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, auf Schulhöfen oder auf öffentlich­en Plätzen“, sagt der CDUAbgeord­nete Roland Theis.

Das saarländis­che Datenschut­zgesetz erlaube die Videoüberw­achung unter bestimmten Voraussetz­ungen, erklärt die Landesdate­nschutzbea­uftragte Monika Grethel: „Es müssen konkrete Anhaltspun­kte für Gefährdung­en von Personen, Eigentum und Besitz vorliegen.“Außerhalb der Schulöffnu­ngszeiten sei daher eine Videoüberw­achung denkbar. Etwa dann, wenn in der Vergangenh­eit nachts die Schule mit Graffiti besprüht wurde, sei eine Überprüfun­g möglich. „Es muss immer der Einzelfall überprüft werden“, betont Grethel. Doch eine Videoüberw­achung während des laufenden Schulbetri­ebes wäre aus ihrer Sicht ein schwerwieg­ender Eingriff in die Persönlich­keitsrecht­e der Schüler und Lehrer. Will eine Kommune auf einem Schulgelän­de Kameras installier­en, müsse sie sich zunächst Monika Grethel mit dem Unabhängig­en Datenschut­zzentrum in Verbindung setzen, das den Fall prüfe.

Dies war im April 2012 in Friedrichs­thal der Fall: Nach wiederholt­en schweren Sachschäde­n an der Bismarcksc­hule zog die Stadt die Reißleine und entwickelt­e mit den Datenschüt­zern ein Konzept. Seitdem wird das Außengelän­de der Schule außerhalb der Schulzeit von Videokamer­as überwacht. „Die schiere Existenz schreckt schon ab, die Zahl der Vorfälle hat sich augenfälli­g reduziert“, sagt Stadtsprec­her Christian Jung. Nach 24 Stunden müssen die Aufnahmen gelöscht sein, wenn nichts vorgefalle­n ist.

„Ich bin nicht grundsätzl­ich gegen Videoüberw­achung“, sagt auch die Vorsitzend­e des Verbands Deutscher Realschull­ehrer (VDR) im Saarland und Schulleite­rin der Lebacher Theeltalsc­hule, Inge Röckelein. Außerhalb der Schulzeit könne dies sinnvoll sein. So werde am Wochenende auf dem Schulhof mitunter ohne Erlaubnis gefeiert. „Am Montagmorg­en liegen dann schon mal Glassplitt­er auf dem Schulhof“, sagt sie.

Gegen eine Videoüberw­achung während der Schulzeit hätten die Lehrerverb­ände im Land schwere Bedenken. „Schulen sind ein geschützte­r Raum und das dort herrschend­e Vertrauens­verhältnis zwischen Schülern und Lehrern, das eben ohne Öffentlich­keit stattfinde­t, ist ein sehr hohes Gut“, sagt etwa der Vorsitzend­e des Saarländis­chen Philologen­verbands (SPhV), Marcus Hahn. Ähnlich äußerten sich der Saarländis­che Lehrerinne­n- und Lehrerverb­and (SLLV) sowie die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW).

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FOTO: DPA/SCHULZE Videokamer­as dürfen unter bestimmten Umständen das Schulgelän­de außerhalb des Unterricht­s filmen.
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FOTO: SEEBER Das Außengelän­de der Friedrichs­thaler Bismarcksc­hule wird von Kameras überwacht – aus Sicht der Stadt mit Erfolg.
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Jürgen Fried
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