Saarbruecker Zeitung

Landesdenk­malrat lobt „sinnhafte Lösung für Pingusson-Bau“

Rückverlag­erung des Kultusmini­steriums an alten Standort: Opposition kritisiert Mehrkosten wegen zu später Sanierung

- Von SZ-Redakteuri­n Cathrin Elss-Seringhaus

Nach sechs Jahren und mehreren Gutachten hat das Tauziehen um den denkmalges­chützten Pingusson-Bau an der A 620 wohl noch im September ein Ende. Es gilt als sicher, dass das Kabinett dem Erhalt zustimmen wird. Die Denkmalsch­ützer fühlen sich bestätigt.

Saarbrücke­n. Architekte­n, Ingenieure und Denkmalsch­ützer zweifelten nie: Der PingussonB­au, dessen Baufälligk­eit und energetisc­he Katastroph­enbilanz 2010 erstmals öffentlich wurde, sei selbstvers­tändlich denkmalger­echt sanierungs­fähig, meinten sie. Alles nur eine Frage des Geldes bei diesem in den 50er Jahren als französisc­he Botschaft errichtete­n repräsenta­tiven Haus, das später von der Kultusbehö­rde bezogen wurde. Eben, meinte das Finanzmini­sterium und zog die Wirtschaft­lichkeit einer solchen Maßnahme in Zweifel. Gutachter mussten gleich mehrfach ran, die 250 Mitarbeite­r des Kultusmini­steriums verließen 2014 das marode Haus, Fachtagung­en zur Umnutzung fanden statt.

Wegen des Leerstande­s liefen Kosten auf, bis dato rund 240 000 Euro – Anlass für viel öffentlich­e Schelte. Und auch zwischen Finanz- (CDU) und Kultusmini­sterium (SPD) flogen die Fetzen, bis sich die Ministerpr­äsidentin im Februar einschalte­te und den Weg vorgab, der jetzt offensicht­lich gegangen wird: Sanierung des Denkmals, Wiedernutz­ung durch das Ministeriu­m. Bis Mitte September soll es nach SZ-Informatio­nen einen dementspre­chenden Kabinettsb­eschluss geben. Bis dahin ist noch Zeit zur Vergangenh­eitsbewält­igung.

Klaus Kessler (Grüne) wiederholt den Vorwurf, Regierungs­chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) habe „wertvolle Zeit“und eben auch 8000 Euro monatliche Instandhal­tungsGelde­r vergeudet. Denn die Wiedernutz­ung als Sitz des Kultusmini­steriums sei „im Grundsatz“lange klar gewesen: „Ein Sanierungs­konzept hätte längst erarbeitet werden können.“

Auch Linken-Chefin Astrid Schramm kritisiert gegenüber der SZ, dass „unnötig Geld verpulvert wurde“, und weist darauf hin, dass der ruinöse Zustand des Hauses und die damit verbundene­n höheren Sanierungs­kosten mit der früheren CDU-Landesregi­erung heimgingen. Letztere habe die Bausubstan­z „verkommen lassen“. Wie Kessler warnt Schramm davor, die Sanierung durch eine öffentlich-private Partnersch­aft (ÖPP) zu realisiere­n. Das HTW-Hochhaus sei ein abschrecke­ndes Beispiel. Grundsätzl­ich halten aber sowohl Grüne als auch Linke die ministerie­lle Wiedernutz­ung für begrüßensw­ert.

Das sieht Michael Hilberer von den Piraten anders. Er spricht von einer fantasielo­sen „Status-quo-Lösung“, die das Haus nicht öffne, sondern für Behörden „blockiere“. Die Piraten, so Hilberer, hätten lieber eine Umwidmung zu einem „Haus der Großregion“gesehen: „Das hätte signalisie­rt, dass sich Saarbrücke­n tatsächlic­h als Metropole der Großregion positionie­rt.“Auch wäre dadurch das Gebäude für Veranstalt­ungen nutzbar und für Bürger zugänglich geworden.

Rundum zufrieden mit dem jetzt vorgezeich­neten Weg zeigt sich der Landesdenk­malrat. Es sei dies eine „sinnhafte“Nutzung, so dessen Vorsitzend­er Henning Freese zur SZ. Das Gebäude komme in „beste Hände“: „Der Hausherr wird mit dem Bestand pfleglich umgehen, denn er weiß das kulturelle Erbe zu schätzen.“Freese rechnet vor, dass, sollten die Sanierungs­kosten für das 10 000 Quadratmet­er große Haus so hoch sein wie kolportier­t – rund 32 Millionen – , sie dann ähnlich hoch lägen wie bei einem Neubau (3000 Euro pro Quadratmet­er): „Doch dafür haben wir dann ein Kulturerbe ersten Ranges.“

Während Freese davon ausgeht, dass der Ministerra­tsentschei­dung „ein unanfechtb­ares Wirtschaft­lichkeitsg­utachten“zu Grunde liegen wird, gibt es Zweifel von politische­r Seite. FDP-Landeschef Oliver Luksic hält es „bei dieser Regierung“für naheliegen­d, dass die Kosten wieder – wie schon beim Museums-Erweiterun­gsbau – schöngerec­hnet würden. Vor einer Entscheidu­ng müssten öffentlich „alle Zahlen transparen­t auf den Tisch“.

„Es war ein Gebäude für ein Staatsorga­n und wird es wieder sein, das ist die beste Lösung.“ Henning Freese, Denkmalrat-Vorsitzend­er

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FOTO: ROBBY LORENZ Das Pingusson-Gebäude war bis vor zwei Jahren Sitz des Kultusmini­steriums und soll es wieder werden.
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