Saarbruecker Zeitung

Anwohner flehen, die Erde bebt

Oberbürger­meisterin kam auf ihrer Sommertour auch zur Fechinger Heringsmüh­le

- Von SZ-Mitarbeite­r Andreas Lang

Auf ihrer Sommertour durch die Stadtteile dürfte Fechingen wohl der emotionals­te Ort gewesen sein, an dem Charlotte Britz gewesen war. Hier sprach sie mit Anwohnern über die Situation an der lauten Umleitungs­straße.

Fechingen. Das ohnehin schon große Unbehagen wächst mit jedem Schritt. Der Bürgerstei­g an der Fechinger Heringsmüh­le ist an den meisten Stellen ziemlich eng. Für den Begegnungs­verkehr unter Fußgängern ist das Trottoir genau so knapp bemessen, wie auf der Straße nebenan, wenn sich dort zwei Lkw begegnen. Und das sind unzählige, seit die Heringsmüh­le eine Umleitung für die für viele Verkehrste­ilnehmer gesperrte Autobahn über die Fechinger Talbrücke ist.

Fast bei jedem zweiten Atemzug kommt einem ein Laster entgegen. Und dann diese Enge. Kaum eine Armlänge entfernt steht eine Gartenmaue­r, kaum eine Armlänge entfernt braust der Lkw vorbei. Und selbst wenn der sich an die erlaubte Höchstgesc­hwindigkei­t hält, macht es den Eindruck, als würde er vorbeirase­n.

Die Anwohner kennen das seit Monaten. Entspreche­nd groß der Ärger, den sie gestern hofften, bei Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz loszuwerde­n. Denn die verschafft­e sich im Rahmen ihrer Stadtteilr­undgänge einen Einblick in die Sorgen in der Stadt. Ein stationäre­r Blitzer soll den Kraftverke­hr verlangsam­en. Das Fundament für den eisernen Polizisten ist schon fertig. Der steht aber so weit hinten, dass die Fahrzeuge die Häuser der direkten Anwohner bereits hinter sich gelassen haben. Falsch positionie­rt also? Nein, hält die Verwaltung dagegen. Weil ein bekannter Blitzer 500 Meter vor und 300 Meter nach seinem eigentlich­en Überwachun­gsbereich wirke. „Wenn wir weiter vorne wenigstens eine Anzeige wie auf der Gegenfahrb­ahn haben könnten“, so das Flehen der Be-

Charlotte Britz versucht, den Anwohnern zu erklären, was die Stadt überhaupt machen kann.

troffenen.

Die Flughafens­traße hinunter in Richtung Fechingen wird nämlich auch die Geschwindi­gkeit gemessen, allerdings nicht geblitzt. Zuckerbrot statt Peitsche wird hier angewandt. Wer sich an das Tempolimit hält, bekommt seine Geschwindi­gkeit in grüner Schrift angezeigt oder wird mit einem Smiley belohnt. Britz kündigt an, dass die Verwaltung das prüfen werde.

Große Brücke, große Sorgen, kleine Brücke, kleine Sorgen – das wird wenige hundert Meter weiter am Hofgarten deutlich. Die Fußgängerb­rücke, die den Spielplatz dort mit der anderen Dorfhälfte verbindet, ist marode und gesperrt. Nach langem Hin und Her ist klar, dass die mehr als 100 Jahre alte Brücke samt ihrer Auflieger weg muss.

Anwohnerin Monika Müller aber engagiert sich dafür, dass Ersatz herkommt. Schon alleine, dass die Kinder nicht an der stark befahrenen Provinzial­straße entlang zum Spielplatz müssen. Auf Anraten des Bezirksbür­germeister­s Daniel Bollig hat sie eine Bürgerinit­iative zum Erhalt der Hofgartenb­rücke gegründet und 11 000 Euro an Spenden dafür gesammelt. Die Arbeitsgem­einschaft der Vereine um ihren Vorsitzend­en Fred Breit hat entspreche­nde Angebote eingeholt. Wenn die Stadt mitzieht, könnte das gesammelte Geld wohl ausreichen. Bleiben die Haftungsfr­age und die Verkehrssi­cherungspf­licht zu klären, da muss wohl ein Verein in die Bütt. > Weiterer Artikel folgt

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FOTOS: BECKER&BREDEL Die Anwohner machten ihren Ärger, Frust und ihre Verzweiflu­ng deutlich sichtbar.
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