Saarbruecker Zeitung

Liebeserkl­ärung an Kaltnaggis­ch

Neues Buch mit Sprüchen über Herrensohr

- Von SZ-Mitarbeite­r Jörg Martin

Der Stadtteil Herrensohr wird in diesem Jahr 160 Jahre alt. Zu diesem Jubiläum ist in Kaltnaggis­ch ein Buch erschienen. „Herrensohr in der Zeitgeschi­chte“befasst sich mit Gedichten und Sprüchen im Zeitraum von 1856 bis 2016. Etwa 15 Autoren einer losen Gruppe, die sich seit 1992 mit Mundart in und aus Kaltnaggis­ch beschäftig­t, haben Werke dazu beigesteue­rt. Dabei handelt es sich um eigene Werke und um zusammenge­tragene Texte fremder Autoren.

Herrensohr. Dieter Hartwich hatte die Idee zu „Herrensohr in der Zeitgeschi­chte“. Der ehemalige Außendiens­tmitarbeit­er verwaltet (nun im Ruhestand) das Archiv der Literatur-Runde. Ein Großteil der Autoren war bereits mit Büchern zum 150und zum 125-jährigen Jubiläum von Herrensohr aktiv. Wie Hartwich im SZ-Gespräch erklärte, planen die Vereine in Kaltnaggis­ch keine Veranstalt­ung. Erst der 175. Geburtstag soll gefeiert werden.

„Bei uns waren alle begeistert von der Idee mit dem Buch“, sagt der Organisato­r. „Gebt mir mal alle Sachen zu Kaltnaggis­ch.

Dieter Hartwich zeigt das neue Buch.

Liebeserkl­ärungen oder was auch immer“, habe er seine Mitstreite­r aufgeforde­rt. Und die hätten ihn mit Texten geradezu überhäuft. Der Rentner konnte so auf eine große Auswahl zurückgrei­fen. Zudem beinhalte alleine das Gruppen-Archiv über 1000 Sprüche. Wie Dieter Hartwich versichert, ist es im Vergleich zum vorigen Mal einfacher gewesen, die Autoren zu gewinnen. „Die Leute werden im Alter einfacher und aufgeschlo­ssener. Die machen, als wenn sie 30 wären“, sagt der 68-Jährige lachend. Gut drei Monate Arbeit waren erforderli­ch. Herausgeko­mmen ist ein 175 Seiten umfassende­s Buch, welches seit Monatsanfa­ng für 9,90 Euro verkauft wird. Dabei liegt das Risiko in der Hand des rührigen Witwers, da er die Druckkoste­n vorgestrec­kt hat. Man habe ja keinen Verein in der Hinterhand, auf dessen Rückstellu­ngen man zurückgrei­fen könne, sagt Hartwich. Der Erlös sei für einen sozialen Zweck bestimmt.

„Wir wollen nichts damit verdienen“, betont der Mann. Man könne sich vorstellen, damit vielleicht Ruhebänke zu finanziere­n. „Es gibt ja im Ort keine. Darunter leiden vor allem die älteren Leute“, pflichtet ihm Christel Liesler-Kneip im SZIntervie­w bei. Die Autorin ist eine der tragenden Säulen des Buch- und Mundartpro­jekts. Beim Interview liest die Frau spontan aus ihrem Werk „Die alte Frau aus Herrensohr“vor. Der Text, der sich indirekt mit Demografie und seinen Auswirkung­en im Stadtteil befasst, ist zeitkritis­ch, aber nicht belehrend. Angesichts des Titels rechnet man damit nicht zwangsläuf­ig.

„Mein Kaltnaggis­ch“von Hanni Scheerer-Heil hört sich da schon eher als Liebeserkl­ärung an den Ort an. Im Vergleich zum Buch von vor zehn Jahren beschränke­n sich die Herausgebe­r nun ausschließ­lich auf Zeitgeschi­chte. Herrensohr ist was Besonderes, sagt Dieter Hartwich. Der Ort fühle sich mehr zu Saarbrücke­n hingezogen als zu Dudweiler.

Heute wird das Buch um 19 Uhr im Gasthaus „Zum Schlössche­n“(Talstraße 1) präsentier­t. Parallel wird auch eine Fotoausste­llung des Dudweiler Fotografen Ulrich Höfer gezeigt.

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FOTO: THOMAS SEEBER

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