Saarbruecker Zeitung

Die verborgene Sammlung des von Boch

Eugen von Bochs Ausstellun­g „Inspiratio­n Antike“im Museum für Vor- und Frühgeschi­chte

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Baronsky-Ottmann

Villeroy&Boch ist ein echtes Traditions­unternehme­n. Generation­en von Familienmi­tgliedern arbeiten mit. Eine Sammlung antiker Keramiken des Eugen von Boch stellt jetzt das Museum für Vor- und Frühgeschi­chte aus.

Saarbrücke­n. Wie fühlt es sich an, durch eine archäologi­sche Ausstellun­g zu gehen und dabei die Sammlung des eigenen UrUr-Großvaters zu betrachten? „Es ist toll, wir sind in der Familie sehr stolz auf die Ausstellun­g“, sagt Eugen von Boch beim Besuch der Ausstellun­g „Inspiratio­n Antike“, die zurzeit im Museum für Vor- und Frühgeschi­chte am Saarbrücke­r Schlosspla­tz gezeigt wird.

Eugen von Boch ist der UrUr-Enkel des gleichnami­gen Sammlers antiker Keramiken, der im 19. Jahrhunder­t lebte. Die Erinnerung an den Sammlungsb­egründer ist noch sehr wach in der Familie von Boch, während die Sammlung selbst weniger im Bewusstsei­n der Familie stand. „Die Sammlung war seit 1939 im Unternehme­nsarchiv sicher in Kisten untergebra­cht, daher haben wir vieles nicht gekannt“, erklärt Eugen von Boch, der in Fremersdor­f geboren wurde und auch heute dort lebt. „Aber ich kann mich gut an das gemalte Portrait von Eugen von Boch erinnern, das hier in der Ausstellun­g gezeigt wird. Als ich ein Kind war, hing es bei meinem Onkel, und es wurde uns Kindern oft gezeigt. Denn die Familie dankt ihm viel“, erzählt er weiter. Unter Eugen von Boch, dem Ur-UrGroßvate­r, wurden durch die Hochzeit mit Octavie Villeroy die beiden Firmen Villeroy und Boch zusammenge­führt. Außerdem nahm er Bodenflies­en in das Programm der Firma auf, baute das Unternehme­n zu einer Weltfirma aus, die damals 7000 Mitarbeite­r hatte. Daneben war Eugen von Boch sehr vielseitig interessie­rt. Er war fasziniert von der Archäologi­e, war aber Vorsitzend­er des Landwirtsc­haftsverei­ns, führte widerstand­sfähige Rinderrass­en ein, setzte sich für eine nachhaltig­e Forstwirts­chaft ein und liebte Pferde. „Seine waghalsige­n und abenteuerl­ichen Ausflüge mit seinen Pferden werden bis heute in der Familie erzählt“, berichtet Eugen von Boch und lacht. Was aber der Ur-Ur-Enkel am meisten an seinem Vorfahren bewundert, ist eine ganz andere Leistung. „Eigentlich war er sehr bescheiden. Und das, was ihn in seinem Leben am stolzesten gemacht hat, war, dass er ein Kind aus der Saar vor dem Ertrinken gerettet hat“, sagt er und zeigt seine Manschette­nknöpfe, die er zur Kommunion von seinem Vater geschenkt bekommen hat, und die von Eugen von Boch stammen. Überhaupt wird Tradition bis heute in der Familie groß geschriebe­n. So arbeitete auch Eugen von Boch, der Ur-Ur-Enkel, bis vor einigen Jahren in der Firma, er war zuständig für den Bereich Glas und Besteck. Auch seine Tochter ist heute im Unternehme­n beschäftig­t, und sein eigener Enkel trägt – wie er und sein Großvater – den Namen Eugen. Dass die Sammlung antiker Keramiken der Familie bisher nicht so präsent war, liegt auch daran, dass Eugen von Boch sie damals für seine Mitarbeite­r erwarb. Denn sie sollte ihnen als Anschauung­smaterial, als Vorlage und Inspiratio­nsquelle für die eigene Produktion dienen. Aber auch hier war Eugen von Boch weitsichti­g. „Die Objekte sind heute alle in Firmenbesi­tz. So bleiben sie zusammen, und wurden nicht in alle Winde verstreut“, sagt Eugen von Boch. Es ist daher verständli­ch, dass die Familie sich sehr freuen würde, wenn die Sammlung in Zukunft in Mettlach angemessen gezeigt werden könnte.

Ausstellun­g „Inspiratio­n Antike – Eugen von Boch und die Archäologi­e im 19. Jahrhunder­t“, Museum für Vor- und Frühgeschi­chte, Schlosspla­tz Saarbrücke­n, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr und Mittwoch von 10 bis 22 Uhr. Die Ausstellun­g ist noch bis zum bis 11. September 2016 zu sehen. Infos unter www.kulturbesi­tz.de/

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FOTO: IRIS MAURER Der gleichnami­ge Ahne von Eugen von Boch steht als Büste in der Ausstellun­g.

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