Saarbruecker Zeitung

ARD und ZDF droht das Olympia-Aus

Verhandlun­gen mit den Fernsehrec­hten ab 2018 laufen schleppend – „Wir liegen noch weit auseinande­r“

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Mehr als 300 Stunden haben ARD und ZDF live von den Olympische­n Spielen aus Rio berichtet. Es sieht derzeit so aus, als wäre es die vorerst letzte Olympia-Vorstellun­g der Sender gewesen.

Rio de Janeiro. Nach dem Mammut-Programm aus Rio droht ARD und ZDF das OlympiaAus. Für die nächsten Spiele haben die TV-Sender keine Rechte. Die Verhandlun­gen mit Discovery/Eurosport sind festgefahr­en. „Die finanziell­en Vorstellun­gen liegen noch weit auseinande­r“, sagt ZDF-Chefredakt­eur Peter Frey. „Wir haben unser Angebot auf den Tisch gelegt – und ich hoffe, dass wir noch zusammenko­mmen.“

Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Die Positionen liegen weit auseinande­r. ARD und ZDF sollen für die Sub-Lizenzen der Winterspie­le 2018 in Pyeongchan­g und der Sommerspie­le 2020 in Tokio maximal 100 Millionen Euro geboten haben. Discovery soll geschätzte 150 Millionen Euro verlangen.

Offizielle Bestätigun­gen dieser Zahlen gibt es nicht, doch dass es fast ausschließ­lich um die Finanzen geht, ist klar. „Geld spielt sicher auch eine Rolle“, sagt ARD-Sportkoord­inator Axel Balkausky: „Im Augenblick sind wir noch sehr weit voneinande­r entfernt.“Discovery will sich gar nicht äußern.

Dem Ersten und dem Zweiten läuft die Zeit weg. „Die Deadline wird durch die redaktione­llen und produktion­ellen Vorbereitu­ngen gesetzt“, sagt ZDFChfreda­kteur Frey. Für die Sender „spielt die Möglichkei­t, beim Host Broadcaste­r OBS notwendige Buchungen wie für Studio- und Bürofläche­n, Kamera-Positionen und Interview-Möglichkei­ten vornehmen zu können, eine entscheide­nde Rolle.“Ein Vorlauf von zwei Jahren ist eigentlich das Minimum. Doch die nächsten Spiele beginnen in rund 18 Monaten am 9. Februar 2018. Die TV-Organisato­ren von OBS drängen „uns schon, weil sie wissen wollen, welche Ausstattun­g wir in Südkorea brauchen. Je länger wir im Ungewissen sind, desto schmaler wird das Zeitfenste­r, um uns profession­ell vorzuberei­ten.“

Es ist ein zäher Poker, der seit Monaten festgefahr­en scheint. „Wir haben großes Interesse, diese jahrzehnte­lange Tradition als Olympia-Sender nicht fallen zu lassen. Aber wir bewegen uns auch finanziell in einem abgesteckt­en Rahmen“, sagt Frey. Klar ist inzwischen, dass ARD und ZDF auf keinen Fall exklusiv berichten werden. „Wir wissen, dass Eurosport auf jeden Fall parallel zu uns senden will“, sagt Frey. „Das wirkt nach und nach wertminder­nd.“

Die öffentlich-rechtliche­n werben mit ihrer besonders deutschen Sicht auf Olympia.

ZDF-Chefredakt­eur Peter Frey ist skeptisch, ob die Olympische­n Spiele 2018 und 2020 bei den Öffentlich-Rechtliche­n von ARD und ZDF zu sehen sein werden.

Diese trauen sie dem US-Unternehme­n Discovery mit dem Sender Eurosport nicht zu. Für den Zuschauer stelle sich „die Frage, ob er – vor allem was die deutschen Sportler angeht – in der gleichen Qualität und in der gleichen Fokussieru­ng bei Olympische­n Spielen informiert wird wie jetzt bei ARD und ZDF“, sagt Frey.

Discovery scheint sich in einer guten Verhandlun­gsposition zu sehen. Sein Unternehme­n wolle einen „Teil der Exklusivit­ät für unsere eigenen Kanäle“, hatte Eurosport-Geschäftsf­ührer Peter Hutton Anfang des Jahres gesagt. Das Unternehme­n müsse „nicht unbedingt sublizensi­eren, wir haben eigene Free-TV-Kanäle“. Anderersei­ts wären die rund 100 Millionen aus dem deutschen Markt für zwei Spiele eine gute Einnahme im Vergleich zu den Gesamtkost­en für Discovery. Das US-Unternehme­n hatte sich im Sommer des vergangene­n Jahres überrasche­nd die Rechte für den europäisch­en Markt von 2018 bis 2024 gesichert und dafür 1,3 Milliarden Euro bezahlt.

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FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Die Segler Ferdinand Gerz, Erik Heil und Thomas Plössel (von links).

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