Saarbruecker Zeitung

Kickers glauben an ihre Rettung

Offenbach will in den nächsten Tagen Insolvenza­ntrag zurückzieh­en

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Das Geld für den Einzug in die zweite Pokal-Runde hätte Kickers Offenbach sehr gut gebrauchen können. Der Traditions­club aus der Regionalli­ga Südwest kämpft noch immer um sein wirtschaft­liches Überleben.

Offenbach. Das größte Lob erhielten die Kickers von ihrem Gegner. „Das war eine sehr, sehr gute Leistung. Zusammen mit dieser Kulisse hat das hier weit mehr als Regionalli­ga-Niveau“, sagte Daniel Stendel. Der Trainer von Hannover 96 und seine Mannschaft hatten gerade in letzter Sekunde einen Pokalkrimi mit 3:2 nach Verlängeru­ng auf dem Bieberer Berg gewonnen. „Einen Klassenunt­erschied hat man nicht gesehen. Unsere Mannschaft kann den Platz mehr als erhobenen Hauptes verlassen“, sagte OFC-Präsident Helmut Spahn.

Sieben Erst- und Zweitligis­ten hat der Traditions­verein aus der Regionalli­ga Südwest seit 2010 aus dem DFB-Pokal geworfen. Borussia Dortmund war dabei, Fortuna Düsseldorf und der FC Ingolstadt genauso – und beinahe hätte es am Montagaben­d auch noch den Bundesliga-Absteiger aus Hannover erwischt. Besonders bitter neben dem späten Gegentor durch einen umstritten­en Handelfmet­er von Salif Sané (120.+1) war aus Offenbache­r Sicht, dass man die Zusatzeinn­ahmen für das Erreichen der zweiten Runde diesmal besonders gut hätte brauchen können.

„310 000 Euro allein an Prämien wären in unserer Situation mehr als hilfreich gewesen“, sagte Spahn. Die Kickers benötigen nach wie vor Geld, um ihren im Mai gestellten Insolvenza­ntrag wieder zurückzieh­en zu können. Ein Sieg gegen Hannover hätte den Club mit einem Schlag seiner allergröbs­ten Sorgen entledigt. Trotzdem rechnen die Verantwort­lichen weiter fest mit der Rettung ihres schwer angeschlag­enen Vereins. „Wenn wir auf

Trainer Oliver Reck war stolz auf seine Offenbache­r.

weitere Pokal-Einnahmen gesetzt hätten, hätten wir die gleichen Fehler wie in der Vergangenh­eit gemacht. Nämlich Gelder zu verplanen, die es noch gar nicht gibt“, sagte Spahn. „Wir warten noch auf das Gutachten eines Wirtschaft­sprüfers. Und wenn das da ist, gehen wir davon aus, den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens zurückzieh­en zu können. Das ist keine Frage von Monaten mehr.“

Vor knapp drei Monaten hatten die Kickers erneut Verbindlic­hkeiten von rund 900 000 Euro einräumen müssen. Diese Summe konnte in den vergangene­n Wochen erheblich gesenkt werden. Offenbar haben die erneuten finanziell­en Probleme und der Abzug von neun Punkten in der neuen Regionalli­ga-Saison keine Abkehr vom Traditions­verein bewirkt, sondern wieder einmal dessen Kampfgeist geweckt. Damit erklärte Trainer Oliver Reck jedenfalls den starken Auftritt gegen Hannover. „Im Moment bricht vieles auf den Club ein“, sagte der frühere Nationalto­rwart. „Aber wenn man sieht, wie wir jeden Tag gegen diese schwierige Situation ankämpfen, dann brauche ich nicht extra zu sagen, wie stolz ich auf dieses Team bin.“

Zurück in den Alltag geht es für die Kickers bereits am Freitag. Dann heißt der Gegner Teutonia Watzenborn-Steinberg. Das Ziel ist, sich von minus vier auf minus einen Punkt zu verbessern. dpa

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FOTO: IMAGO

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