Saarbruecker Zeitung

Forscher entdecken neuen Planeten

Forscher entdecken jenseits der Sonne neuen Planeten, der der Erde ähnlich sein soll

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Sternstund­e im All: Forscher haben einen neuen Planeten jenseits unseres Sonnensyst­ems entdeckt. Leben wäre dort möglich, viel mehr weiß man aber noch nicht. >

Proxima Cen b ist der noch recht sperrige Name für eine mögliche Sensation. Denn so heißt ein neuer Planet jenseits der Sonne, auf dem Leben möglich scheint. Wissenscha­ftler sind aber noch nicht sicher.

München. Forscher haben nach eigenen Angaben den erdnächste­n Planeten jenseits unseres Sonnensyst­ems entdeckt. Dort könnten sogar Bedingunge­n herrschen, die Leben ermögliche­n. Hinter dieser Vermutung stehen allerdings noch viele Fragezeich­en, wie die Astronomen um Guillem AngladaEsc­udé von der Queen Mary Universitä­t in London betonen. An der Entdeckung waren auch deutsche Wissenscha­ftler beteiligt.

Für eine nähere Charakteri­sierung des sogenannte­n Exoplanete­n muss sich vor allem die Technik verbessern. Denkbar seien etwa hochauflös­ende Spektrosko­pie in den nächsten Jahrzehnte­n und möglicherw­eise sogar Roboterexp­editionen in den kommenden Jahrhunder­ten, schreiben die 31 Autoren der Studie im Fachblatt „Nature“. Durch indirekte Verfahren unter anderem mit Teleskopen der Europäisch­en Südsternwa­rte (Eso/Garching) in Chile ist es dem Team gelungen, Hinweise auf einen Exoplanete­n bei Proxima Centauri zu sammeln. Das ist der nächste Nachbarste­rn unserer Sonne mit einem Abstand von rund 40 Billionen Kilometern.

„Wir haben einen Gesteinspl­aneten entdeckt, der Proxima Centauri umkreist“, betonte Anglada-Escudé gestern bei einer EsoPressek­onferenz. „Dies ist der dichteste Planet, den wir jemals finden werden, denn Proxima Centauri ist der nächste Stern zu unserer Sonne.“

Der jetzt identifizi­erte Planet umkreist Proxima Centauri demnach mit einer Umlaufzeit von 11,2 Tagen in einem Abstand von sieben Millionen Kilometern. Die Entfernung zwischen Erde und Sonne beträgt ungefähr 20 mal so viel. Seine Masse entspricht nach Schätzunge­n mindestens dem 1,3-Fachen der Erdmasse. Nach dem üblichen System haben die Forscher ihn Proxima Centauri b genannt – oder kurz: Proxima b.

Der Planet soll sich in der sogenannte­n habitablen Zone befinden, in der die Temperatur­en die Existenz von flüssigem Wasser erlauben – was wiederum als Voraussetz­ung für Leben angesehen wird. Das ist möglich, obwohl er seinen Stern relativ eng umkreist. Denn Proxima Centauri ist ein roter Zwergstern, der deutlich leichter und dunkler ist als unsere Sonne.

„Wir haben keine Ahnung, ob dieser Planet eine Atmosphäre hat oder nicht und ob er Wasser besitzt oder nicht“, betonte KoAutor Ansgar Reiners von der Universitä­t Göttingen. „Aber die Existenz ist plausibel.“Bislang haben Astronomen demnach mehr als 3500 extrasolar­e Planeten entdeckt, doch keinen so nah an unserem Sonnensyst­em. „Das bringt diesen Planeten sogar in die Reichweite von Raumsonden“, betonte Reiners.

Dennoch gibt es viele Unwägbarke­iten für die Entwicklun­g von möglichem Leben: Sehr wahrschein­lich rotiert Proxima b so, dass er dem Stern immer dieselbe Seite zuwendet – dort wäre es ewig heiß, auf der anderen Seite ständig kalte Nacht. „Es ist unklar, wie Leben unter solchen ungünstige­n Bedingunge­n entstehen kann“, schreiben Forscher vom MaxPlanck-Institut (MPI) für Astronomie in Heidelberg, die an der Studie beteiligt sind. Konkretere Informatio­nen über die Umweltbedi­ngungen auf dem möglichen Planeten sollen weitere Beobachtun­gen ergeben. Sollte es dort sogar Leben geben, dürfte ein Nachweis allerdings noch einige Jahrzehnte auf sich warten lassen.

Dass die Forscher erst jetzt Hinweise auf Proxima b fanden, liegt an Messmethod­en und -grenzen. Mit einem EsoSpektog­raphen und einer Methode, die minimale Sternbeweg­ungen nachweist, fand Anglada-Escudé Indizien für einen Planeten. „Die Wahrschein­lichkeit für einen Planeten liegt bei nahezu 100 Prozent“, sagte MPI-Astronom Martin Kürster. Der Vergleich mit alten Daten belegt wohl, dass es kein stellares Störsignal ist. Dennoch sprechen die Forscher zunächst von einem Planeten-Kandidaten. dpa

„Die Wahrschein­lichkeit für einen Planeten liegt bei nahezu 100 Prozent.“Astronom Martin Kürster

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FOTO: DPA So könnte es auf dem neuen Planeten Proxima b aussehen, hier eine künstleris­che Darstellun­g. Im Hintergrun­d der Stern, um den er kreist und nach dem er benannt ist: Proxima Centauri, nächster Nachbarste­rn unserer Sonne, rund 40 Billionen Kilometer...

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