Gregor Weber ist über den Anzug weit hinaus
Es gibt sicher stärkere letzte Sätze in der Filmgeschichte, dennoch ist mir der in Erinnerung geblieben: „Kauf Dir mal nen Anzuch.“Vielleicht, weil ich den Rat selbst schon das ein oder andere Mal bekommen habe. Vermutlich aber eher, weil er etwas beendete, was ich mit etwas Abstand als kultig empfinde: die Saarbrücker „Tatorte“mit Jochen Senf als Hauptkommissar Max Palü. Der hat ihn auch gesagt, diesen Satz – in der Schlussszene seines letzten „Tatorts“im November 2005. Adressat des Rats war Palüs Assistent, Stefan Deininger, gespielt von Gregor Weber. Der trug als Kollege des neuen Saarbrücker Kommissars Frank Kappl, gespielt von Maximilian Brückner, dann tatsächlich öfter mal einen Anzug. Allerdings keinen, der die Karriere gefördert hätte. Nach nur sieben „Tatort“-Einsätzen wurde Gregor Weber endgültig die Fernseh-Dienstmarke entzogen. Warum mir die „Kauf Dir mal nen Anzuch“-Szene wieder eingefallen ist? Weil ich Jochen Senf und Gregor Weber vor Kurzem begegnet bin. Dem einen in der Klatschpresse, dem andern beim Morden. Jochen Senf, inzwischen 74 Jahre alt, so schreiben die bunten Blätter, sei in einem Berliner Pflegeheim. Und da gehe es ihm nach eigenem Bekunden „scheiße“. Klingt nicht gut. Gregor Weber dagegen hat in seinem dritten Beruf endlich seine „Berufung“gefunden, schreibt der Heyne-HardcoreVerlag. In diesem Verlag erscheint am 12. September Webers neues Buch: ein in Frankfurt angesiedelter Thriller. Dass ich das Buch schon lesen durfte, hat einen Preis: Ich darf nicht sagen, was drinsteht, bevor es auf den Markt kommt. So viel kann ich aber verraten: Gregor Weber, der nicht nur Schauspieler, sondern auch Koch und mit der Bundeswehr in Afghanistan war, hat etwas zu sagen. Und er beherrscht die Kunst, es in eine spannende Geschichte zu verpacken. „Asphaltseele“heißt das Buch. Den Mann, den Weber für seine Geschichte erfunden hat, ist Polizist in Frankfurt. Einer, der keinen Anzug trägt. Und auch Gregor Weber selbst, der Saarbrücker, den es nicht in unserer Stadt hielt, scheint über den Anzug weit hinaus.