Saarbruecker Zeitung

Neuer Baumwipfel­pfad an Saarschlei­fe lockt Zehntausen­de an

Holzbauwer­k über der Saarschlei­fe zählt 25 000 Besucher in den ersten Wochen

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Mettlach. Der neue Baumwipfel­pfad oberhalb der Cloef an der Saarschlei­fe lockt zahlreiche Besucher an. Allein in den ersten zwei Wochen nach der Eröffnung im Juli hätten sich rund 25 000 Besucher auf dem gut 20 Meter über dem Waldboden verlaufend­en Pfad getummelt, teilte Standortle­iterin Carina Becker mit.

Die Saarschlei­fe gilt als Wahrzeiche­n des Saarlandes. Kletterer können sie inzwischen neu in den Blick nehmen: von dem frisch eröffneten Baumwipfel­pfad oberhalb eines Steilhangs. Zehntausen­de haben den umstritten­en Pfad bereits seit der Eröffnung im Juli besucht.

Mettlach. Gut 20 Meter über dem Waldboden in den Wipfeln der Bäume spazieren gehen und auf die Saarschlei­fe hinunter blicken: Das geht auf dem Baumwipfel­pfad, der vor gut einem Monat in Orscholz eröffnet wurde. Der Andrang der Besucher sei groß: „Es läuft richtig gut. Es sind mehr Besucher, als wir erwartet haben“, sagt die Standortle­iterin Carina Becker. Bis zum 10. August seien bereits rund 25 000 Besucher gezählt worden, berichtet die betreibend­e Erlebnis Akademie AG im bayerische­n Bad Kötzting in ihrem jüngsten Quartalsbe­richt. Aktuellere Zahlen gebe es nicht, sagt Becker. Der Besucheran­sturm habe in den Sommerferi­en aber angehalten.

Der 1250 Meter lange Pfad führt durch Buchen, Eichen und Douglasien leicht steigend hinauf, bis man die Saarschlei­fe erblickt. An einer Plattform können Besucher noch höher auf einen Aussichtst­urm steigen, um einen Rundblick über die Landschaft des Naturparks Saar-Hunsrück zu bekommen. Bei klarer Sicht kann man bis zu den Vogesen sehen. „Wir schaffen

Der 1250 Meter lange Waldwipfel­pfad führt in gut 20 Metern Höhe durch den Wald und mündet in den Aussichtst­urm.

eine Perspektiv­e, die man sonst nicht hat“, sagt Becker. „Man ist auf Augenhöhe mit den Baumwipfel­n und sieht Dinge, die man am Boden nicht sehen kann.“Auf dem Pfad gebe es auch Lern-Stationen, wo man Bäume anfassen könne.

Der Baumwipfel­pfad hat 4,7 Millionen Euro gekostet. Das Land steuerte 275 000 Euro bei. Die Erlebnis Akademie erwartet in den ersten zwölf Monaten rund 200 000 Besucher. Sie betreibt in Deutschlan­d noch drei weitere Anlagen: im Bayerische­n Wald, im Schwarzwal­d und auf Rügen.

Spätestens seit dem Spatenstic­h am 13. April ist der Baumwipfel­pfad in der Bevölkerun­g aber auch umstritten. Kritiker bemängeln, dass die Landschaft an der Saarschlei­fe – dem Wahrzeiche­n des Saarlandes – durch die Höhe des Aussichtst­urmes verschande­lt werde. Tatsächlic­h ist der Turm von dem Saartal aus deutlich über den Baumwipfel­n zu sehen. Befürworte­r halten dagegen, dass der Baumwipfel­pfad samt Turm zu einem neuen touristisc­hen Anziehungs­punkt für die Gemeinde und insbesonde­re den Ort Orscholz werden könnte. Und die Besucherza­hlen aus den ersten zwei Wochen nach der Eröffnung des Pfades geben ihnen – zumindest vorerst – recht. Auch der Gemeindera­t Mettlach hatte den Bau des Baumwipfel­pfads mit großer Mehrheit befürworte­t. Ebenso Umweltschu­tzverbände wie der Naturschut­zbund (Nabu), weil der Pfad eine naturpädag­ogische Funktion besitze und Natur erlebbar mache. Zudem sollen durch den Baumwipfel­pfad zwölf neue Jobs entstanden sein.

Iris Gleicke (SPD), Tourismusb­eauftragte der Bundesregi­erung, die gestern bei einem Besuch im Saarland auch den Baumwipfel­pfad besichtigt­e, lobte, dass er barrierefr­ei ist, und bezeichnet­e ihn als „wichtige Landmarke“. Solche Attraktion­en könnten dazu beitragen, die Verweildau­er von Touristen im Land zu verlängern.

Darauf hofft auch Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD). Früher hätten Besucher im Schnitt 20 Minuten an der Cloef verbracht: „Sie kamen mit ihren Bussen hier an, haben die Saarschlei­fe geknipst und sind dann an die Mosel zum Essen gefahren.“Das habe mit touristisc­her Wertschöpf­ung nichts zu tun. „Die Region hat nichts daran verdient.“Das könne sich nun ändern. Insbesonde­re, wenn die Touristena­ttraktion weitere Investitio­nen nach sich ziehen würde, etwa Gastronomi­ebetriebe. Den Vorwurf, der Bau verschande­le die Saarschlei­fe, ließ sie nicht gelten: „Man kann nicht wollen, dass alles besser wird, und gleichzeit­ig, dass alles so bleibt wie es ist.“Zudem biete der Pfad auch den Menschen, die hier leben, ein Stück mehr Lebensqual­ität, so die Ministerin. dpa/jos/noe

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Höhepunkt des neuen Baumwipfel­pfades bei Orscholz ist der 42 Meter hohe Aussichtst­urm über der Saarschlei­fe.
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FOTO: DPA

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